Pressemitteilung 05.12.2003

Acrylamid: Bio-Weihnachtsgebäck nicht besser

Neue foodwatch-Tests zeigen: Belastungsunterschiede bis zum Vierzigfachen / Kennzeichnung notwendig

Mit zusätzlichen Produkttests untermauert foodwatch die Forderung, die Acrylamidbelastung von Lebensmitteln zu kennzeichnen. Der Test von 26 Weihnachtsgebäcken umfasst nun auch drei Bio-Erzeugnisse. Eines davon ist besonders hoch belastet, die anderen beiden liegen im Mittelfeld. Generell unterscheiden sich die Belastungen der Produkte verschiedener Hersteller bis zum Faktor 40.

22 der Produkte hatte foodwatch bereits im letzten Jahr testen lassen. 14 Produkte weisen niedrigere, acht Produkte höhere Acrylamid-Werte auf als im Vorjahr. Zwei Lebkuchen liegen in diesem Jahr noch über dem höchsten Messwert des vergangenen Jahres. Unterschieden sich die Minimal- und Maximalwerte verschiedener Lebkuchen im vergangenen Jahr um den Faktor sieben (82 zu 593 Mikrogramm pro Kilogramm), liegt der Faktor in diesem Jahr bei über 40 (792 zu 19).

„Die meisten Hersteller informieren weder ihre Kunden, noch antworten sie auf Anfragen zu Acrylamid”, stellt Matthias Wolfschmidt von foodwatch fest. Die Verbraucherorganisation hatte alle Hersteller der getesteten Produkte angeschrieben. Lediglich Allos, Lebkuchen-Schmidt, Schneekoppe und Borggreve reagierten. Firmen wie Lebkuchen-Schmidt und Allos hielten hingegen ausführliche Kundeninformationen über Acrylamid und die Belastung ihrer Produkte bereit, so Wolfschmidt. Die zur Lebkuchen-Schmidt-Gruppe gehörende Firma Wicklein stellt die beiden Testsieger-Produkte bei Lebkuchen für den Discounter Lidl her.

„Die Minimierungsstrategie der Bundesregierung schützt die Verbraucher nicht. Die sogenannten Signalwerte sind viel zu hoch angesetzt und erfüllen eine Alibi-Funktion für untätige Hersteller. Insbesondere fehlt für die Verbraucher eine Produktkennzeichnung”, kritisiert Wolfschmidt.

Mehr Transparenz für Verbraucher fordert auch der Leiter des Nürnberger Institutes für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung, Prof. Fritz Sörgel: „Eine verbindliche Kennzeichnung von Lebensmitteln mit ihrer Acrylamidbelastung erscheint dringend nötig. Wenn die Hersteller sich dazu nicht schnell entscheiden, müssen sie sich nicht wundern, wenn der Verbraucher die Politik zu gesetzlichen Maßnahmen drängt.” foodwatch schlägt deshalb eine Kennzeichnung vor, die die Produktbelastung auf einer mehrstufigen Skala sichtbar macht. Den Verbrauchern ist dieses Verfahren von Haushaltsgeräten zur Kennzeichnung des Energieverbrauchs bekannt.

Stichwort Signalwert

Für verschiedene Produktgruppen werden durch das Bundesamt für Verbraucherschutz die zehn Prozent der Erzeugnisse ermittelt, die als am höchsten belastet getestet worden sind. Der niedrigste Wert davon ist der jeweilige Signalwert. Die Signalwerte sind keine Grenzwerte, denn bei Signalwertüberschreitungen drohen keinerlei rechtliche Konsequenzen für die Anbieter.

Dokumente