Pressemitteilung 31.07.2017

Saftschwindel im Supermarkt: Hersteller täuschen mit Verpackungstrick echten Fruchtsaft vor – foodwatch fordert ehrliche Kennzeichnung

Berlin, 31. Juli 2017. Sieht aus wie Saft, ist aber keiner – zahlreiche Hersteller täuschen auf Getränkeverpackungen echten Saft vor, auch wenn dieser mit Zuckerwasser verdünnt ist. Das ist das Ergebnis einer Recherche der Verbraucherorganisation foodwatch. Der völlig legale Trick: Auf der Vorderseite der Etiketten prangen große Früchte und der Hinweis auf die Geschmacksrichtung. Doch ob es sich tatsächlich um echten Saft handelt und wie hoch der Fruchtsaft-Anteil ist, können Verbraucherinnen und Verbraucher bei Produkten der Hersteller Rauch, Albi, Beckers Bester, Lausitzer, Voelkel und Solevita nur auf der Rückseite im Kleingedruckten erfahren. foodwatch forderte die Hersteller auf, ihre Produkte klar zu kennzeichnen und startete eine E-Mail-Aktion unter www.aktion-saftschwindel.foodwatch.de  

Beckers Bester, Rauch, Albi & Co. machen uns Verbraucherinnen und Verbrauchern den Einkauf unnötig kompliziert. Es ist ärgerlich, wenn man selbst am Saftregal den Zutaten-Detektiv spielen soll. Das muss aufhören! Die Hersteller müssen ihre Produkte endlich verständlich kennzeichnen und auf der Vorderseite der Verpackung Fruchtgehalt und Getränkeart angeben", erklärte Sophie Unger von foodwatch.

foodwatch hat die Saftregale in Filialen der drei größten Handelsketten sowie in einem Bio-Supermarkt unter die Lupe genommen. Dabei fielen Produkte von sechs Herstellern besonders negativ auf, weil sie auf der Vorderseite keinerlei Hinweise auf den Fruchtgehalt trugen. Dabei wären diese Angaben besonders wichtig beim Einkauf, da es zwischen den verschiedenen Getränkearten entscheidende Qualitätsunterschiede gibt: Während ein echter Saft aus 100 Prozent Frucht bestehen muss, darf ein Nektar je nach Sorte zu 50 bis 75 Prozent mit Wasser und Zucker verdünnt sein und kann fruchteigenes Aroma enthalten. Aromatisierte Getränke mit geringerem Fruchtanteil (6 bis 30 Prozent) müssen als „Fruchtsaftgetränk“ bezeichnet werden. Auf den ersten Blick unterscheiden sich jedoch die Verpackungen zahlreicher Nektare und Fruchtsaftgetränke der von foodwatch kritisierten Hersteller nicht von denen echter Säfte. 

Zum Beispiel unter dem Namen „Himbeer-Rosa Pfeffer“ von Rauch verbirgt sich ein mit Wasser und Zucker verdünnter, aromatisierter Apfelsaft, der nur 7,5 Prozent Himbeermark enthält. Das erfährt aber nur, wer die Verpackung umdreht und sich durch einen Dschungel aus Kleingedrucktem in 16 Sprachen kämpft. Die Vorderseite der Verpackung schmückt Rauch dagegen überwiegend mit großen Himbeeren. Ähnlich macht es Hersteller Albi: Das Produkt „Guave Maracuja“ enthält – anders als die Vorderseite der Verpackung vermuten lässt – lediglich ein Prozent Maracujasaft. Auf der Internetseite listet das Unternehmen zahlreiche Produkte in der Rubrik „Säfte“ auf, die keine Säfte sind.

Auch bei Beckers Bester ist ohne einen Blick ins Kleingedruckte die Qualität des Produkts der Sorte „Kirsche“ nicht vom Produkt der Sorte „Orange“ zu unterscheiden: gleiche Flasche, gleicher Preis und auf der Vorderseite auch das gleiche Etikett. Die entscheidende Information versteckt Beckers Bester auf der Rückseite: Während „Orange“ ein echter Saft aus 100 Prozent Frucht ist, ist die „Kirsche“ ein Nektar mit nur 35 Prozent Frucht und der Hauptzutat Wasser. Ähnlich wie Hersteller Albi führt auch Beckers Bester auf seiner Homepage unter anderem die Nektare „Kirsche“ und „Mango“ in der Rubrik „Säfte“ auf. Und auch Bio-Hersteller Voelkel tarne laut Auffassung von foodwatch seine aromatisierten Fruchtsaftgetränke „Ananas Kokos“ und „Kokos Mango“ mit großen Bildern von Kokosnüssen und Früchten als Säfte, ohne auf der Vorderseite auf den Fruchtgehalt hinzuweisen. 

Dass eine verbraucherfreundlichere Kennzeichnung möglich ist, beweist dagegen die Rewe-Eigenmarke „ja!“ mit ihrem „ACE-Vitamin-Getränk“. Ein gut lesbarer Hinweis auf den Saftgehalt von 32 Prozent findet sich auf der Vorderseite des Etiketts. Auch Edeka kennzeichnet sein Eigenmarkengetränk „Gut und Günstig“ als „Apfel Nektar“ und verweist auf der Vorderseite auf den 50-prozentigen Fruchtgehalt. Unter der Marke Lockwitzgrund habe der Hersteller Lausitzer laut foodwatch mit seinem „Kirsch-Bananen“-Nektar zwar ein Schummelprodukt in seinem Sortiment, bei dem er den Fruchtgehalt nicht auf der Vorderseite aufführt. Bei seinem „Sauerkirsch-Nektar“ zeige Lausitzer aber, dass eine ehrlichere Kennzeichnung möglich ist.