Pressemitteilung 16.04.2020

Hygiene-Skandal in Berliner Großbäckerei: foodwatch fordert von Bezirksbürgermeister vollständige Aufklärung

Die Verbraucherorganisation foodwatch hat vom Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel vollständige Aufklärung im Hygiene-Skandal um die Berliner Ekel-Bäckerei Höhn gefordert. Die zuständige Behörde im Bezirk soll laut Informationen des Tagesspiegels bereits seit 2005 von Hygienemängeln in der Großbäckerei gewusst haben, die Behörde sei allein in den letzten Monaten vier Mal in dem Betrieb gewesen. Eine Schließung der Ekel-Bäckerei war jedoch erst im März 2020 nach einer gemeinsamen Kontrolle mit dem Berliner Landeskriminalamt erfolgt. Von der Polizei Berlin veröffentlichte Fotos aus dem Betrieb zeigten schwerwiegende Hygiene-Mängel: Ein Rattenskelett, Schaben und massiv verschmutzte Arbeitsgeräte. In einem Brief an Martin Hikel verlangte foodwatch nun eine vollständige Aufklärung darüber, wie es so weit kommen konnte. Der Bezirksbürgermeister solle alle Kontrollergebnisse der letzten 15 Jahre veröffentlichen und erläutern, welche Maßnahmen die Behörde jeweils ergriffen habe, um die Zustände in dem Betrieb zu verbessern.

„Martin Hikel muss alle Fakten auf den Tisch legen: Was hat das Bezirksamt wann gewusst? Was hat es unternommen? Hat die Behörde nicht nur Monate, sondern jahrelang zugesehen, wie die Großbäckerei auf Schimmel und Dreck Waren für die ganze Stadt produziert hat? Bezirksbürgermeister Martin Hikel muss den Verdacht der Klüngelei ausräumen und vollständige Transparenz schaffen“, erklärte Oliver Huizinga von foodwatch. Die Verbraucherorganisation verlangte von Hikel außerdem, sich für ein Transparenz-System in Berlin stark zu machen. Wären alle amtlichen Kontrollergebnisse öffentlich gewesen, wäre es wohl niemals zu so katastrophalen Hygiene-Zuständen gekommen, sagte Huizinga. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass die standardmäßige Veröffentlichung der Kontrollergebnisse die Beanstandungsquoten drastisch senken könne. Verbraucherschutzsenator Dirk Behrendt arbeitet derzeit an einem entsprechenden Gesetzentwurf. Es ist jedoch unklar, wann der Entwurf vorgelegt wird – und ob die Bezirke das System unterstützen. 

Die Berliner Polizei veröffentlichte am 5. März ekelerregende Fotos von einer Hygienekontrolle bei der Großbäckerei Höhn. Der Neuköllner Betrieb wurde einen Tag zuvor geschlossen. Laut Recherchen des Tagesspiegels, die am 16. April veröffentlicht wurden, waren der Lebensmittelaufsicht schlechte hygienische Zustände in der Großbäckerei schon seit 15 Jahren bekannt.

Die Bäckerei produzierte Backwaren unter anderem für Berliner Backshops der Marke Knusperbäcker. Außerdem soll die Bäckerei die Metro, den Feinkostladen Rogacki, Krankenhäuser wie Vivantes, Seniorenheime und weitere Großkunden beliefert haben.