Pressemitteilung 02.11.2021

Appell an Ampel-Koalition: Mediziner:innen fordern Beschränkung von Kinder-Marketing

Berlin, 2. November 2021: Namhafte Professor:innen der Medizin sowie die Verbraucherorganisation foodwatch haben eindringlich an die Verhandelnden der Ampel-Koalition appelliert, endlich wirksame Maßnahmen gegen Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen auf den Weg zu bringen. Die Mediziner:innen forderten SPD, Grüne und FDP auf, eine klare Formulierung zur Beschränkung von an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde Lebensmittel im Koalitionsvertrag zu verankern:

„Für Lebensmittelwerbung wollen wir verbindliche Regeln schaffen, sodass nur ausgewogene Produkte an Kinder beworben werden dürfen.“


Die Unterzeichner:innen sind:

•    Prof. Dr. med. Walter Dorsch, Kinder- und Jugendarzt
•    Prof. Dr. med. Baptist Gallwitz, Pressesprecher der deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
•    Prof. Dr. med. Monika Kellerer, Präsidentin der Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG) und ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I im Marienhospital Stuttgart
•    Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Berthold Koletzko, Else Kröner Seniorprofessor für Pädiatrie, Ludwig Maximilians Universität München und Vorsitzender Stiftung Kindergesundheit München
•    Prof. Dr. Bernhard Kulzer, CEO Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim
•    Prof. Dr. med. Rüdiger Landgraf, Internist-Endokrinologe-Diabetologe und Bevollmächtigter des Vorstands Deutsche Diabetes-Stiftung
•    Professor Dr. med. Andreas Neu, Kommissarischer Ärztlicher Direktor Abt. III, Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Tübingen, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
•    Prof. Dr. Kristian Rett, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie (DDG)
•    Prof. Dr. med. Morten Schütt, Diabetologische Schwerpunktpraxis Diabetes plus
•    Prof. Dr. med. Hans-Michael Steffen, Arzt für Innere Medizin - Gastroenterologe und Kardiologe i.R., ESH Clinical Hypertension Specialist - DHL Hypertensiologe
•    Prof. Dr. med. Heiko Witt, Pädiatrische Ernährungsmedizin am Else-Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin, Technische Universität München

Fehlernährung ist bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet. Daten des Robert Koch-Instituts zufolge verzehren Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren im Schnitt nicht einmal halb so viel Obst und Gemüse, aber mehr als doppelt so viele Süßwaren oder Snacks wie empfohlen. Aktuell gelten etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen als übergewichtig und sechs Prozent sogar als fettleibig – ihnen drohen im späteren Lebensverlauf Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Etwa jeder fünfte Todesfall in Deutschland ist insbesondere auf eine ungesunde Ernährung zurück zu führen.

Im Kampf gegen Fehlernährung setzt die Bundesregierung dennoch bislang vor allem auf freiwillige Vereinbarungen der Industrie. Bereits 2007 haben die großen Lebensmittelkonzerne Europas mit dem „EU Pledge“ zugesichert, ihre Lebensmittelwerbung verantwortungsvoller zu gestalten und kein Junkfood mehr an unter 12-Jährige zu vermarkten. Eine aktuelle Marktstudie von foodwatch zeigt jedoch, dass diese Strategie gescheitert ist: Demnach enthalten nach wie vor 242 von 283 untersuchten Kinderprodukten (85,5 Prozent) zu viel Zucker, Fett oder Salz. Sie sind nach Kriterien der WHO unausgewogen und sollten nicht an Kinder vermarktet werden.