Pressemitteilung 18.06.2015

Presse-Statement: foodwatch zu Bundestag/Gesundheit/Präventionsgesetz

Zum heute im Deutschen Bundestag behandelten Präventionsgesetz erklärt Oliver Huizinga, Experte für Kinderernährung der Verbraucherorganisation foodwatch:

Die große Koalition vergibt einmal mehr eine große Chance im Kampf gegen grassierende Fehlernährung sowie die damit verbundenen Krankheiten. Im gesamten Gesetzestext wird die Verantwortung der Lebensmittelindustrie mit keiner Silbe erwähnt – obwohl Kinder durch aggressives Marketing und ein nie dagewesenes Angebot an übersüßten und überfetteten Produkten zu einem unausgewogenen Ernährungsstil verführt werden. Eine wirksame Präventionsstrategie müsste beim Produktangebot und den Marketingstrategien der Lebensmittelbranche ansetzen.

Fachleute empfehlen dringend Maßnahmen wie Steuersenkungen für gesunde Lebensmittel oder ein Verbot des an Kinder gerichteten Marketings für ungesunde Lebensmittel. Das sogenannte Präventionsgesetz setzt stattdessen einseitig auf Appelle und Ernährungsbildung – obwohl diese Maßnahmen das Problem nachweislich nicht lösen können. Hier zeigt sich, wie die Politik vor den Interessen der Lebensmittellobby kapituliert. Die Lebensmittelwirtschaft kann weiter fette Gewinne machen – auf Kosten der Allgemeinheit. Schon heute verursacht Fettleibigkeit gesamtgesellschaftliche Kosten von jährlich 63 Milliarden Euro.

WHO-Generalsekretärin Margaret Chan hat leider recht mit ihrer Feststellung: ‚Kein einziger Staat hat es geschafft, die Fettleibigkeits-Epidemie in allen Altersgruppen zu stoppen. Hier mangelt es nicht an individueller Willenskraft. Hier mangelt es am politischen Willen, sich mit einer großen Industrie anzulegen.‘ Deutschland bildet hier leider keine rühmliche Ausnahme.