Pressemitteilung 30.09.2016

Presse-Statement: foodwatch zu Müller-Brot / Lebensmittelkontrollen

Zur heutigen Urteilsverkündung nach dem Hygieneskandal um die bayerische Großbäckerei Müller-Brot erklärt Johannes Heeg von der Verbraucherorganisation foodwatch:

„Der Fall Müller-Brot zeigt das ganze Versagen der Lebensmittelüberwachung. Ahnungslose Verbraucherinnen und Verbraucher kauften jahrelang 45 Millionen Brote und 640 Millionen Brötchen von Müller-Brot – während bayerische Beamte längst über Mäusekot, Kakerlaken und andere ekelerregende Zustände in der Backstube Bescheid wussten.

Ein solcher Fall könnte sich jederzeit wiederholen, denn die Bayerische Landesregierung hat aus dem Skandal um Müller-Brot nichts gelernt: Nach wie vor erfahren Verbraucherinnen und Verbraucher nicht, welche Betriebe gegen Hygienevorschriften verstoßen. Für 2015 meldet das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit für Bäckereien sogar ‚eine Zunahme im Bereich der gravierenden Mängel‘!

Allein mit mehr Kontrollen und mehr Kontrolleuren lässt sich das Problem nicht lösen. foodwatch fordert: Schluss mit der Geheimniskrämerei – alle Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelkontrollen müssen umgehend und allgemeinverständlich veröffentlicht werden, direkt an der Ladentür. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen endlich erfahren, wer die Ekel-Bäcker oder Schmuddel-Wirte sind – ansonsten fehlt den Betrieben der Anreiz, sich an die Gesetze zu halten und der nächste Lebensmittelskandal ist nur eine Frage der Zeit. Für die sauber und ehrlich arbeitenden Betriebe wäre der Aushang der Kontrollergebnisse die beste Werbung.“

Hintergrund:

Jahr für Jahr wird in Deutschland jeder vierte kontrollierte Lebensmittelbetrieb bei den amtlichen Kontrollen beanstandet. Doch um welche Betriebe es sich handelt und welche Verstöße festgestellt wurden, erfahren die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht. Ein Problem auch für alle sauber arbeitenden Betriebe: Sie sind von den Schmuddelbetrieben nicht zu unterscheiden.

Andere Länder zeigen, dass es auch anders geht. In Dänemark etwa hat sich seit 15 Jahren das „Smiley-System“ bewährt: Dort werden alle Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelkontrollen im Internet und per Aushang im Eingangsbereich eines jeden Betriebes veröffentlicht. Ein Smiley-Symbol erklärt auf einen Blick, ob alles in Ordnung war. Die Beanstandungsquote ist durch das Transparenzsystem kontinuierlich gesenkt worden.

Auch in Deutschland könnte jedes Bundesland mit einem Landesgesetz Transparenz über die Kontrollen schaffen – Lebensmittelüberwachung ist Ländersache. Nordrhein-Westfalen hat kürzlich als erstes Bundesland beschlossen, die amtlichen Kontrollergebnisse mit einer „Hygiene-Ampel“ zu veröffentlichen. 

Mehr Informationen: www.foodwatch.de/smiley