Nachricht 03.06.2009

Frosta führt als erster Hersteller freiwillig die Ampel ein

Tiefkühlprodukte-Hersteller Frosta bringt Bewegung in die Debatte um die Nährwert-Kennzeichnung: Als erstes Unternehmen in Deutschland führt der Mittelständler die Ampel ein. Das kündigte Frosta-Chef Felix Ahlers bei einer Pressekonferenz mit foodwatch an. Schon auf die Ankündigung der Pressekonferenz hatte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) reagiert und einen für diesen Tag geplanten Runden Tisch zum Thema abgesagt.

Verbraucher können schon bald im Tiefkühlregal erstmals die Kennzeichnungssysteme in natura vergleichen: Bei Frosta-Produkten erkennen sie mit der Ampel auf einen Blick, wieviel Fett, Zucker und Salz darin steckt. Andere große Hersteller wie Unilever und Nestlé verwirren und täuschen die Kunden weiter mit der GDA-Kennzeichnung.

Nach Gesprächen zunächst mit foodwatch und später mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband kündigte Frosta heute an, Teile seines Sortimentes zu „ampeln“. Das Unternehmen will die Nährwerte zunächst auf vier Produkten mit der Ampel ausweisen. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit foodwatch, den Verbraucherzentralen und der AOK in Berlin stellte der Hersteller die neuen Verpackungen vor, die ab August im Handel sein werdenhttp://foodwatchstage.artnology.com/typo3/#_ftn1.

Der Widerstand der Wirtschaft gegen die Ampel ist also nicht so massiv, wie es die Lobbyisten der Lebensmittelindustrie gerne darstellen. "Die Ampel ist tot!", hatten diese schon öfter gejubelt. Zuletzt, als das Europäische Parlament seine ursprünglich für Anfang Mai 2009 geplante Entscheidung über eine neue Nährwert-Kennzeichnung auf die Zeit nach der Europawahl vertagt hatte. Nestlé, Unilever & Co. wähnten sich am Ziel, werteten ihre Kampagnen gegen die verbraucherfreundliche Nährwert-Ampel als Erfolg. Verfrüht, wie nun eindrucksvoll belegt ist.

Ampel muss für alle gesetzlich verpflichtend sein

Der Frosta-Vorstoß zeigt: Es geht! Die Industrie kann transparent informieren, wenn sie nur will. Und nicht alle Unternehmen sträuben sich so gegen eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung wie Kellogg's, Nestlé, Unilever, Coca-Cola und Co. Damit gleiche Bedingungen für alle herrschen und sich kein Hersteller aus seiner Verantwortung für ehrliche Information stehlen kann, bleibt foodwatch bei der Forderung nach einer gesetzlichen Regelung.

Der Lobbyverband der Lebensmittelindustrie BLL reagierte prompt auf Frostas Initiative und erklärte in einer Pressemitteilung: „Die Ampel ist weiterhin keine Option für die Lebensmittelwirtschaft“ – „auch wenn einzelne Hersteller Produkte künftig mit einer Ampel versehen sollten“.

Ein für diesen Tag geplanter erneuter Runder Tisch zur Nährwertkennzeichnung bei Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) war zuvor kurzfristig abgesagt worden. Wegen einer Erkrankung der Ministerin, wie es zunächst hieß. Dann jedoch trat diese an anderer Stelle öffentlich auf – die Absage wurde nun terminlich begründet.