Presseaussendung 07.02.2024

foodwatch Werbeschmäh des Monats Februar geht an Knorr „Vitamin Plus Basis für Schwammerlragout“

Fertigsaucen zum Decken des Vitaminbedarfs? Foodwatch fordert klare Regeln für nährwertbezogene Werbung

Wien (OTS) - Der foodwatch Werbeschmäh des Monats geht an Knorr und seine „Vitamin Plus Basis für Schwammerl Ragout“. Auf der Vorderseite werden die Vitamine B, C und E groß beworben. Das Pulver für die Fertigsauce enthält insgesamt sechs zugesetzte Vitamine, ist aber hoch verarbeitet. In der Zutatenliste finden sich zudem gleich 5 verschiedene Varianten von Zucker: Milchzucker, Dextrose, Maltodextrin, Karamellsirup und Zucker.

Für Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich und Ernährungswissenschafterin, können Konsument*innen mit der Vitaminwerbung leicht in die Irre geführt werden: „Knorr will seiner „Basis für Schwammerlragout“ wohl einen gesunden Anstrich verpassen. Oft sind aber gerade Lebensmittel, die keinen besonderen Mehrwert für die Ernährung darstellen, mit Vitaminen aufgepeppt. Das finden wir problematisch. Es braucht klare Regeln für die Werbung mit Vitaminen und Mineralstoffen.“

Durch die Anreicherung und Bewerbung von Vitaminen und Mineralstoffen könnten Konsument*innen zu der Annahme verleitet werden, man könnte den Vitaminbedarf auch gut mit Fertigprodukten decken. Problematisch wird es vor allem dann, wenn dies zu Ungunsten einer ausgewogenen Ernährung mit frischen Lebensmitteln passiert. Hersteller machen indes mit der Gesundheitswerbung gutes Geld. Doch oft werden gerade unausgewogene Lebensmittel mit Vitaminen und Nährstoffen angereichert und beworben.

Dass Knorr seine Basis für Schwammerl Ragout groß mit Vitaminen bewerben darf, liegt auch an einer Lücke in der Umsetzung der EU-Claims-Verordnung. Sie regelt seit 2006 die Verwendung von nährwert- und gesundheitsbezogener Angaben bei Lebensmitteln. Festgelegt ist u.a. die Mindestmenge an Vitaminen und Mineralstoffen, die ein Lebensmittel enthalten muss, um damit zu werben. Nicht festgelegt ist bis dato, wie ausgewogen ein solches Lebensmittel insgesamt sein muss.

Bis heute fehlen dafür klare Kriterien. Eigentlich sollte die EU-Kommission schon 2009 sogenannte Nährwertprofile für Nährwert- und Gesundheitswerbung vorlegen. Darin sollte der maximale Fett-. Zucker-, oder Salz-Gehalt für Lebensmittel festgelegt werden, die mit gesundheits- oder nährwertbezogenen Angaben werben wollen. Doch passiert ist bisher nichts. 2022 hat die EU-Kommission erneut eine Frist verstreichen lassen.

Vor wenigen Wochen hat das EU-Parlament klare Worte dazu gefunden und in einer Entschließung „bedauert, dass der Vorschlag der Kommission zu Nährwertprofilen noch nicht vorgelegt wurde, obwohl er im Rahmen der Überarbeitung der Rechtsvorschriften über die Information der Verbraucher über Lebensmittel für 2022 vorgesehen war.“ Die Abgeordneten weisen auf die Relevanz und Wichtigkeit der Nährwertprofile im Zusammenhang mit der Verwendung nährwert- und gesundheitsbezogener Angaben hin.

Inzwischen dürfen weiterhin auch unausgewogene Lebensmittel mit Vitaminen und Mineralstoffen aufgepeppt und dann groß damit beworben werden. Neben der Knorr Basis für Schwammerlragout hat foodwatch einige weitere Produkte unter die Lupe genommen, die mit Vitaminen und Mineralstoffen werben:

  • Nimm 2 Lachgummi Gartenzwerge: werben mit Vitaminen, Frucht- und Gemüsesaft, und wollen damit wohl das Gewissen der Eltern beruhigen, enthalten aber über 50 Prozent Zuckeranteil.
  • Junior Geflügel Aufstrich von Inzersdorfer: wirbt „mit viel Calcium“, besteht aber zu fast 30 Prozent aus Fett und dürfte laut WHO auch nicht an Kinder beworben werden.
  • Ovomaltine – der Klassiker: hat gleich 10 Vitamine und 2 Mineralstoffe zugesetzt und wirbt mit allen möglichen Gesundheitsversprechen. Tatsache ist: Der Trinkkakao besteht zu über 50 Prozent aus Zucker und ist damit alles andere als gute geeignet für ein tägliches Kinderfrühstück.
  • Nesquick Duo Frühstückscerealien von Nestlé: sind mit 7 Vitaminen und Mineralstoffen angereichert. Enthalten aber über 20 Gramm Zucker pro 100 Gramm – auch das zu viel für eine gesunde alltägliche Kinderernährung. Auch dieses Produkt dürfte laut WHO nicht an Kinde beworben werden.

Weitere Informationen zu den Produkten

Heidi Porstner macht die Forderung von foodwatch klar: „Das Werben mit Nährstoffen oder Gesundheitsversprechen muss an eine ausgewogene Nährwertzusammensetzung geknüpft sein. Die EU-Kommission muss nun endlich die längst erforderlichen Nährwertprofile vorlegen. Damit sich unausgewogene Produkte nicht mehr in ein „gesundes“ Licht rücken dürfen.“