Presseaussendung 03.03.2022

Gefährliche Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln: Behörden und Hersteller bleiben bislang untätig

  • Frankreich ruft Unilever-Produkte wegen Mineralölbelastung zurück
  • Österreichische Kontrollbehörden und Hersteller Unilever reagieren nicht
  • foodwatch fordert EU-weite Null-Toleranz-Grenze und einen öffentlichen Rückruf aller belasteter Produkte

Wien/Brüssel, am 25.2.2022 - foodwatch hat in fünf Ländern nach Untätigkeit von Kontrollbehörden und Hersteller Unilever potenziell gesundheitsgefährdende Knorr-Produkte selbst aus den Supermarktregalen geräumt. Die Konsument*innenschutzorganisation wirft Unilever vor, die Suppenwürfel und Saucen weiter zu verkaufen, obwohl Labortests massiv erhöhte Werte sogenannter aromatischer Mineralöle (MOAH) nachgewiesen haben. Während die Behörden in Frankreich Unilever-Produkte bereits zurückgerufen haben, fehlt ein solcher Rückruf in Österreich bisher. Um Konsument*innen zu schützen und der Forderung nach einem sofortigen öffentlichen Rückruf Nachdruck zu verleihen, hat foodwatch nun selbst in die Regale gegriffen und Unilever-Produkte entfernt. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA stuft aromatische Mineralöle als potenziell krebserregend und erbgutverändernd ein.

„Unilever tut so, als seien hochgradig mit krebsverdächtigen Mineralölen belastete Knorr-Produkte gesundheitlich unbedenklich. Es ist höchste Zeit, dass die Behörden Unilever die rote Karte zeigen und dazu auffordern, die Produkte zurückzurufen. Unilever verstößt gegen das geltende Lebensmittelrecht, wenn belastete Produkte einfach weiterverkauft werden“, so Lisa Kernegger von foodwatch Österreich. 

Ende 2021 hatte foodwatch Ergebnisse zweier unabhängiger Laboranalysen veröffentlicht, die die Verunreinigung von Lebensmitteln mit MOAH belegen. Es wurden 152 Produkte aus Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich und den Niederlanden untersucht. In 19 Produkten davon wurden Mineralölrückstände nachgewiesen. Besonders negativ aufgefallen sind dabei Knorr-Suppenwürfel von Unilever. Es wurden in verschiedenen Chargen aus allen fünf Ländern Mineralölrückstände gefunden. In Österreich waren Knorr Goldaugen mit der Chargennummer L1113AQ816 *07 und L1218AR816 *08 belastet.

Trotzdem sind bis heute die entsprechenden Lebensmittel nicht zurückgerufen worden. Weder die zuständigen Behörden noch die Hersteller hätten angemessene Maßnahmen ergriffen, um Konsument*innen zu schützen, kritisiert foodwatch Österreich. 

EU berät nächste Woche über Mineralölverunreinigungen

Vor einer wichtigen Sitzung auf EU-Ebene in der kommenden Woche, auf der auch die foodwatch-Ergebnisse besprochen werden sollen, fordert foodwatch erneut ein entschiedenes Handeln: Der zuständige EU-Ausschuss (SCoPAFF) müsse bei seinem Treffen am 28. Februar klarstellen, dass MOAH in Lebensmitteln bereits in kleinsten Mengen ein Gesundheitsrisiko darstellen. Die Mitgliedsstaaten müssen dafür sorgen, dass die Hersteller belastete Produkte auf der Grundlage von Artikel 14 der EU-Lebensmittelverordnung vom Markt nehmen und zurückrufen.

„Lebensmittel dürfen nicht in den Handel gelangen, wenn sie nicht sicher sind. Wir brauchen dringend eine EU-weite Null-Toleranzgrenze bei aromatischen Mineralölen für alle Lebensmittel, damit sich solche Fälle nicht wiederholen und Hersteller wie Unilever sich nicht aus der Verantwortung stehlen können“, sagte Heidi Porstner von foodwatch. 

Um die Forderung zu unterstreichen, hat foodwatch eine Online-Petition gestartet. Dort haben bereits mehr als 80.000 Konsument*innen unterschrieben.