Artikel 22.05.2025

Haltungskennzeichnung: Forderung nach mehr Transparenz und Tierwohl

Symbolbild

Wie Tiere in der Landwirtschaft gehalten werden, ist für viele Menschen ein wichtiges Thema beim Lebensmitteleinkauf. Trotzdem fehlen bislang verbindliche Informationen zur Haltungsform auf tierischen Produkten. Gemeinsam mit anderen Organisationen aus Umwelt- und Tierschutz haben wir als NGO-Allianz ein Positionspapier erarbeitet, das konkrete Vorschläge für eine verpflichtende, verständliche und wirksame Tierhaltungskennzeichnung macht.

Ampelsystem schafft Orientierung für alle auf nur einen Blick

Zentrales Element unseres Vorschlags ist ein – dem Nutri-Score vergleichbares – fünfstufiges Farbsystem, das auf einen Blick zeigt, unter welchen Bedingungen ein Tier gehalten wurde. Die Einordnung erfolgt auf Basis objektiv messbarer Haltungsstandards, nicht nach dem Herkunftsland, denn letzteres sagt noch nichts über die Haltungsbedingungen aus.
Haltungsformen wie Vollspaltenböden, Anbindehaltung oder betäubungslose Eingriffe sollen automatisch der niedrigsten Stufe zugeordnet werden. So erhalten Konsument:innen eine verlässliche Orientierung, ohne auf oft irreführende Werbeversprechen oder Markenimages angewiesen zu sein.

Nicht nur Frischfleisch: Kennzeichnung für alle tierischen Produkte

Eine verpflichtende Kennzeichnung für die gesamte Produktpalette – von Frischfleisch über Milchprodukte bis hin zu verarbeiteten Lebensmitteln wie Fertiggerichten – ist essenziell. Auch die Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung dürfen langfristig nicht ausgenommen bleiben.

Denn: Wer bewusst konsumieren möchte, braucht auch bei Wurst, Käse oder Kantinenessen nachvollziehbare Informationen über die Haltungsbedingungen.

Bio ist nicht automatisch „Tierwohl“

Ein weit verbreiteter Irrtum: Viele Konsument:innen gehen davon aus, dass Bio-Produkte automatisch höchste Standards in der Tierhaltung garantieren. Doch die Realität ist differenzierter. So erlaubt die EU-Bioverordnung etwa zeitweise Anbindehaltung von Milchkühen und enthält keine verpflichtenden Regeln zur Schlachtung.

Daher fordern wir: Auch die höchste Kennzeichnungsstufe muss an klare Kriterien geknüpft sein – Bio-Produkte, die diese nicht erfüllen, gehören in niedrigere Stufen eingeordnet.

Unabhängige Kontrolle statt Eigeninteressen

Ein glaubwürdiges System braucht unabhängige Kontrolle.  Gemeinsam mit unseren Partner-Organisationen sprechen wir uns deshalb klar dagegen aus, dass Organisationen wie die AMA-Marketing – die selbst Gütesiegel vergeben – für die Verwaltung der Haltungskennzeichnung zuständig sind. Stattdessen braucht es eine neutrale Institution, die gemeinsam mit Fachbeiräten die Standards entwickelt und überprüft.

Tierhaltung verbessern – langfristig und systematisch

Unser Ziel ist nicht nur mehr Transparenz im Supermarktregal. Die Kennzeichnung soll auch Anreize für bessere Haltungsbedingungen schaffen. Haltungssysteme, die keine Verbesserungen vornehmen, sollen mit der Zeit in eine schlechtere Stufe fallen. Das macht Fortschritt sichtbar und messbar.
Ein weiterer zentraler Punkt: die Qualzucht. Selbst in besseren Haltungsformen leiden viele Tiere an den Folgen extremer Zuchtziele. Wir fordern deshalb einen konkreten Fahrplan zur Umstellung auf robustere Rassen, die besser mit tiergerechter Haltung vereinbar sind.