Kollagen-Hype: Schöner Schein statt wissenschaftlichen Beleges
foodwatch warnt vor fragwürdigen Versprechen bei Kollagen-Produkten – „Skinfluencer” befeuern Milliardenmarkt
Die Nahrungsmittelindustrie hat Kollagen für sich entdeckt: Produkte mit dem vermeintlichen Wundermittel sind omnipräsent. Der Trend wird als Jungbrunnen von innen verkauft – verpackt als hippes Getränk oder praktischer Snack. Doch was nach einfachem Schönheits-Kick klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als äußerst lukrativer Marketingtrick mit fragwürdiger wissenschaftlicher Grundlage.
Der Umsatz mit Kollagenpräparaten lag im vergangenen Jahr weltweit bei rund sechs Milliarden US-Dollar – Tendenz steigend. Die Produktpalette ist nahezu grenzenlos: Trinkampullen, Instant-Porridge, Kollagen-Riegel, Gummibärchen, Pulver zum Einrühren, Kapseln und sogar Quetschies – mit ansprechendem Verpackungsdesign und vollmundigen Beauty-Versprechen. Dazu kommt massives Social-Media-Marketing. Influencer:innen spielen bei dem Trend eine zentrale Rolle und bewerben die Produkte mit Aussagen wie „für schöne Haut, Haare und Nägel“ oder „mehr Beweglichkeit für die Gelenke“ – oft ohne Kennzeichnung von Werbung und ohne wissenschaftlichen Beleg.
Doch: Solche Aussagen sind in der EU aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen Basis nicht zugelassen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat entsprechende gesundheitsbezogene Angaben bereits mehrfach abgelehnt – darunter auch für das häufig beworbene Kollagenpeptid Verisol®, das unter anderem in den NÖM Collagen Shots enthalten ist.
Hersteller nutzen daher einen juristischen Trick, um das Verbot zu umgehen: Sie reichern ihre Produkte mit Vitaminen oder Zink an. Für diese Nährstoffe sind sogenannte Health Claims erlaubt – etwa, dass Vitamin C zur normalen Kollagenbildung beiträgt. Der Nutzen des Kollagens selbst bleibt unbelegt. „Für echte Gesundheitsversprechen fehlen unabhängige, aussagekräftige Daten. Studien zur Wirkung sind oft von der Industrie finanziert und mit geringer Probandenzahl durchgeführt. Aussagen wie ‘für Haut, Haare und Nägel’ sind daher nichts als teure Schönfärberei – und eine wissentliche Täuschung der Konsument:innen”, ärgert sich Elli Kiesl von foodwatch Österreich.
Erfinderisch zeigen sich auch manche Hersteller bei der Darstellung und Bewerbung veganer „Kollagenprodukte”. Kollagen kann ausschließlich aus tierischen Quellen, in der Regel Schlachtabfällen, gewonnen werden. Veganes Kollagen gibt es nicht. Kiesl: „Dennoch werden auch vegane Produkte mit dem Schlagwort ‘Kollagen’ vermarktet. Wenn diese tatsächlich ohne tierische Zusätze sind, können sie jedoch lediglich ein Gemisch aus pflanzlichen Aminosäuren enthalten, die bestenfalls die körpereigene Kollagenbildung unterstützen.”
foodwatch ruft die Behörden dazu auf, irreführende Werbung für Kollagen-Produkte konsequent zu unterbinden. Es braucht klare Regeln, damit diese Produkte nicht mit unbewiesenen Gesundheitsversprechen vermarktet werden. Konsument:innen müssen sich auf wissenschaftlich fundierte Informationen verlassen können – gerade, wenn sie hohe Preise für vermeintlich gesundheitsfördernde Lebensmittel zahlen.
„Kollagen-Produkte boomen auf Social Media und profitieren von massivem Influencer-Marketing – in diesem Fall ‘Skinfluencer’-Marketing. Doch wer seine Haut und Gelenke schützen will, braucht keine teuren Produkte ohne wissenschaftlichen Beleg für deren Wirksamkeit. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, Sonnenschutz, Schlaf sowie der Verzicht auf Rauchen und Alkohol fördern nachweislich die Gesundheit – ganz ohne Beauty-Bärchen um 50 Euro im Monat", so Elli Kiesl.
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