Artikel 30.11.2021

Echt jetzt, Billa? Wie Kinder im Supermarkt geködert werden

foodwatch/Ronald Talasz

Billa bewirbt Teile seiner Kühlregale explizit „Für Kinder“. Was sich dort findet? Vor allem Süßigkeiten, Schoko-Snacks, Puddings. Die rosaroten Schilder in kindlicher Aufmachung sind direkt auf Augenhöhe der Kinder. Die Verführung zu süßen, fettigen Lebensmitteln ist ein Problem: Immer mehr Kinder leiden an Übergewicht. foodwatch hat Billa aufgefordert, diese Marketingmaßnahme umgehend einzustellen. Und Billa hat reagiert ...

Kinder sollen Süßes wollen

Bunt, grell und maßgeschneidert ist die Werbung, die sich an Kinder richtet. Comic-Helden lachen von Schokodesserts. YouTube-Stars loben diese eine Limonade. Aus dem Fernseher strahlt das glückliche Kind, das erst durch diese Gummibärchen so zufrieden wird. Werbung für Ungesundes passiert in ganz vielen Lebensbereichen von Kindern. Und jetzt auch noch das:

Letztens im Supermarkt: Billa legt noch eins drauf

Hersteller gestalten Verpackungen für unausgewogene Lebensmittel oft besonders attraktiv für Kinder. Die Supermarktregale sind voll davon. Billa hat dieses Problem mit einer zusätzlichen Werbemaßnahme noch verstärkt: Puddings, Schoko-Snacks und andere Süßigkeiten liegen im Kühlregal in einem Bereich, den Billa explizit „Für Kinder“ bewirbt. Rosarote Schilder mit lustigen Zeichnungen machen darauf aufmerksam.

Die Antwort von Billa kam prompt

Das Unternehmen will alle Filialen in ganz Österreich informieren, diese Schilder umgehend von den Kühlregalen zu entfernen. Zum Erscheinen dieses Artikels waren besagte Kennzeichnungen im Kühlregal nach wie vor in einigen Billa-Filialen vorhanden.

Billa hat umgehend auf unsere Beschwerde reagiert. Das ist ein wichtiger Erfolg, der zeigt, wie notwendig unsere Arbeit ist. Doch Werbung für Junkfood, die sich an Kinder richtet, passiert noch an sehr vielen anderen Stellen. Darum werden wir den Unternehmen weiterhin genau auf die Finger schauen.
Heidi und Lisa Leitung foodwatch Österreich

Werbung für Junkfood kann schwerwiegende Folgen haben

Kinder wollen mehr ungesunde Lebensmittel, wenn sie Werbung dafür sehen. Zahlreiche Studien belegen das. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht einen klaren Zusammenhang zwischen Fehlernährung der Kinder und gezieltem Marketing für unausgewogene Lebensmittel.

Die Folgen sind dramatisch: In Österreich sind im Schnitt jeder dritte Bub und jedes vierte Mädchen im Alter von 8 bis 9 Jahren übergewichtig oder adipös. Tendenz leider steigend. Übergewichtige Kinder und Jugendliche haben ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ II und andere Stoffwechselerkrankungen.

foodwatch fordert: Kindermarketing muss gesetzlich beschränkt werden. Im TV, auf YouTube und auch im Supermarkt. Hersteller sollen Lebensmittel nur dann an Kinder bewerben dürfen, wenn sie dem Nährwertprofil der WHO entsprechen. Nur so können Kinder wirksam vor Werbung für Junkfood geschützt werden.