Presseaussendung 06.09.2022

foodwatch kürt Werbeschmäh des Monats – KnabberNossi ködert Kinder und Eltern zum Schulstart mit Buntstiften und Gewinnspiel

foodwatch fordert: Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel muss gesetzlich verboten werden

Wien (OTS) - Die jüngste foodwatch Recherche beleuchtet Lebensmittel, die zum Schulstart an Kinder beworben werden.

Besonders dreist ist die Marketing-Offensive von KnabberNossi in Kooperation mit Jolly Buntstiften. foodwatch hat das Produkt deshalb zum Werbeschmäh des Monats September gekürt. Die Begründung: Die Verpackung ködert nicht nur Kindern, sondern will auch gleich die Eltern mit „einkaufen“. Der Wurstsnack ist allerdings sehr fett und stark salzhaltig und damit keine ideale Schuljause.

Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich, erklärt: „Dass Lebensmittelkonzerne den Schulstart nutzen, um die Aufmerksamkeit von Eltern und Kindern auf ungesunde Snacks zu richten, finden wir verantwortungslos. Damit machen sie es Eltern unnötig schwer, eine ausgewogene Jause für die Kinder zu kaufen.“

Nach den Kriterien der WHO dürfte KnabberNossi wegen seines hohen Fett- und Salzgehaltes nicht an Kinder beworben werden. Für die längst notwendige Beschränkung von Kindermarketing gibt es allerdings nach wie vor keine gesetzlichen Regelungen.

foodwatch fordert, Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel zu verbieten. Immerhin kämpft in Österreich bereits fast jedes dritte Kind mit Übergewicht oder sogar Adipositas.

Die von foodwatch Österreich kritisierten Aspekte des KnabberNossi-Kinder-Marketings im Detail:

  • KnabberNossi wirbt mit einer auf Kinder zugeschnittenen Comic-Figur. Der Hersteller erhöht damit die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder dieses Produkt haben wollen. Sie sollen ihre Eltern wohl auffordern, diesen ungesunden Snack für die Schuljause zu kaufen. Die so genannte Quengelmacht wird damit angekurbelt.
  • Zu Schulbeginn hat sich KnabberNossi mit Jolly, dem Hersteller von Buntstiften und Malutensilien, zusammengetan. Damit sollen wohl die Eltern angesprochen werden. Buntstifte zum Schulstart klingen erst mal nach einer sinnvollen Beigabe.
  • Auf der Verpackung sind gleich mehrere Buntstifte abgebildet. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich die alle in der Verpackung befinden. Tatsächlich ist ein einziger Buntstift drin.
  • Ebenfalls auf der Verpackung wird mit einem Gewinnspiel für Jolly-Schulstart-Pakete gelockt. Um an den Teilnahmecode zu kommen, muss man aber die Verpackung mit 11 KnabberNossi kaufen.
  • In der Verpackung sind auch Etiketten für Schulhefte, gebrandet mit Jolly und KnabberNossi. Die Kinder werden so zu täglichen Werbeträgern in der Schulklasse.
  • Die Eltern sollen mit verschiedenen Botschaften beruhigt werden: Auf der Verpackung gibt KnabberNossi an, das Produkt sei glutenfrei, laktosefrei, palmölfrei und ohne Farbstoffe. Das mag zwar zutreffen. Statt Farbstoffen finden sich aber jede Menge anderer Zusatzstoffe in dem kleinen Wurstsnack.

Auch andere Hersteller bewerben vor allem ungesunde Lebensmittel an Kinder

KnabberNossi ist nicht die einzige Marke, die mit ihrer Verpackung Kinder ködert. Der beliebte Comic-Dino Tabaluga lacht auf Schoko-Croissants. Die „Schulmaus“ auf dem gleichnamigen Produkt von Ölz erweckt den Eindruck, der zu süße Snack wäre geeignet für die Schuljause. „Kletter-Maxi“, die ebenfalls zu fettreichen und zu salzigen Mini-Rohwürste von Handl Tyrol, werben mit eigenen Comic-Charakteren.

Die meisten Lebensmittel, die von Herstellern attraktiv für Kinder gestaltet werden, sind für die tägliche Ernährung nicht geeignet. Doch das Kindermarketing lohnt sich für die Unternehmen: Für Kekse, Süßigkeiten und fettreiche Snacks sind die Gewinnmargen meist deutlich höher als für Obst und Gemüse. Werden solche Lebensmittel an Kinder beworben, kann das massive Auswirkungen auf deren Gesundheit haben. In Österreich ist fast jedes dritte Kind übergewichtig oder adipös. Werbung hat ihren Anteil daran.

Die WHO hat 2015 ein Nährwertprofil aufgestellt, das festlegt, welche Lebensmittel an Kinder beworben werden dürfen und welche nicht. Sie legt klare Grenzwerte für den Energiegehalt, für Fett, Salz und Zucker fest. Auch in Österreich gibt es seit Juni 2021 ein ganz ähnliches Nährwertprofil. Das Problem: Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung für Hersteller oder Werbetreibende, sich daran zu halten. foodwatch fordert deshalb: Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel muss gesetzlich verboten werden.