Artikel 26.09.2023

Nutella, Knabber Nossi und Co.: Stellt Billa sich so eine geeignete Schuljause vor?

Ronald Talasz/foodwatch

Zum Schulstart machen Billa, Hofer und Co. wieder gezielt Werbung für die Schuljause. Welche Produkte die Supermärkte für geeignet finden, wirft Fragen auf.

Wenn die Schule wieder beginnt, beschäftigen sich viele mit der Jause ihrer Kinder. Die sollte natürlich möglichst gesund und ausgewogen sein. Wir haben die Flugblätter der ersten Schulwochen unter die Lupe genommen. Was da beworben wird, ist alles andere als ausgewogen.

Manche Supermärkte werben auf den ersten Blick mit vollwertigen Jausenboxen voller Obst und Gemüse. In Aktion gesetzt sind aber vor allem Limonaden, Süßigkeiten und fettreiche Snacks.

Schuljause à la Billa

Billa und Billa Plus werben rund um den Schulstart mit der „Jause für die Pause“. Mittig im Flugblatt sticht eine Jausenbox mit Vollkornbrot, Beeren und Tomaten ins Auge. Rings herum sind jedoch Angebote für KnabberNossi, Dreh und Trink und sogar Nutella zu finden. Stolze 23 von 26 Produkten sollten nicht an Kinder beworben werden. Sie enthalten zu viel Fett, Salz oder Zucker. Expert*innen aus Österreich haben für Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet, Kriterien aufgestellt. Leider sind die derzeit weder für Hersteller noch für Supermärkte verpflichtend.

Schuljause à la Hofer

Mit dem Slogan „Alles für die Jause zum Hoferpreis“ wirbt der Discounter zum Schulstart. Auf dem Flugblatt sollten fast drei Viertel der Produkte nicht an Kinder beworben werden. Hofer bewirbt zum Beispiel zu salzige Snackwürstchen und Schoko-Müsliriegel mit reichlich Zucker für die Jausenbox.

Lidl im Vergleich zum Vorjahr

Bei Lidl wird es interessant: Letztes Jahr gab es unter dem Motto „Back to School“ sechs (!) Seiten mit Werbung für fast ausschließlich ungesunde Produkte: Schokolade, Süßigkeiten, Knabbereien und frittierte Fertiggerichte. In diesem Jahr gestaltet Lidl die Werbung nicht im Schulkontext. Beworben werden aber trotzdem auf 4 Aktionsseiten fast dieselben ungesunden Produkte wie im Vorjahr.

Penny und Spar haben sich mit Schuljausen-Werbung zurückgehalten

Nicht alle Supermärkte werben mit ungesunder Jause. Sowohl bei Penny als auch bei Spar haben wir dieses Jahr zum Schulstart keine Werbung für die Schuljause entdeckt.

Aktionen und Angebote auf Kosten der Kindergesundheit

Eine ausgewogene Jause ist wichtig, um Kinder für den Schultag mit ausreichend Nährstoffen und Energie zu versorgen. Viele Eltern und Betreuungspersonen bemühen sich, ihren Kindern eine gesunde Jause mitzugeben. Doch die Aktionen der Supermärkte zum Schulbeginn machen das Einkaufen dafür unnötig schwer.

In den Flugblättern werden vor allem jene unausgewogenen Produkte beworben, die für Kinder ansprechend gestaltet sind: Wurst in Bärchenform, Verpackungen mit Comic-Tierchen und QR-Codes für Rätsel und Gewinnspiele. Dass Kinder von genau diesen Aufmachungen angelockt werden, ist durch Studien belegt. Die Lebensmittelindustrie ist sich wohl der Quengelmacht der Kinder bewusst. Dadurch wird es Eltern unnötig schwer gemacht, Kinder im Supermarkt für gesunde Produkte zu begeistern.

Supermärkte müssen Verantwortung übernehmen

Kinder werden von vielen Herstellern durch gezieltes Marketing geködert. Viele Supermärkte setzten oft noch eins drauf, indem sie ungesunde Produkte zum Schulstart bewerben. Anstatt ausgewogene und gesunde Lebensmittel anzupreisen, nehmen immer noch größtenteils Süßigkeiten, Knabbereien und ungesunde Kinderprodukte den meisten Platz in der Werbung ein. Die Supermarktangebote erschweren Betreuungspersonen die Möglichkeit, eine bewusste Wahl für die Schuljause zu treffen. foodwatch findet: Auch die Supermärkte tragen Verantwortung für die Gesundheit der Kinder.

Kindermarketing fördert gesundheitliche Probleme

Die Supermärke und die Lebensmittelindustrie machen Werbung auf Kosten der Kindergesundheit:  In manchen Regionen Österreichs  ist fast jeder dritte Junge und jedes vierte Mädchen im Alter von 8 oder 9 Jahren übergewichtig. Mit steigendem Gewicht erhöht sich auch das Risiko für diverse Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2. Eltern sind für die Gesundheit ihrer Kinder verantwortlich. Doch die Hersteller und Supermärkte torpedieren oft die Bemühungen. Schon seit Jahren empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), ungesunde Produkte nicht an Kinder zu bewerben.

In Österreich gibt es seit 2021 ein Nährwertprofil, das sich an den Empfehlungen der WHO  orientiert. Das Nährwertprofil legt fest, ab welchen Schwellenwerten für Zucker, Salz oder Fett ein Produkt nicht mehr an Kinder beworben werden darf. Leider sind Hersteller und Werbetreibende bis heute nicht gesetzlich dazu verpflichtet, sich an diese Werbebeschränkung zu halten.

foodwatch fordert: Supermärkte sollen Lebensmittel nur dann an Kinder bewerben dürfen, wenn sie dem österreichischen Nährwertprofil entsprechen. Damit sowohl für den Handel als auch die Hersteller dieselben Regeln gelten, braucht es ein gesetzliches Verbot von Kindermarketing bei ungesunden Lebensmitteln.