Nutri-Score entlarvt Werbeversprechen und Marken-Mythen
foodwatch-Analyse zeigt: Nährwertkennzeichnung unterstützt gesünderen Einkauf / 9 von 10 fordern Einführung in Österreich
Wie hilfreich eine Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln für Konsument:innen sein kann, wurde nun im Rahmen eines Nutri-Score-Schwerpunkts von foodwatch Österreich deutlich: Bei einem interaktiven Straßenexperiment schätzte die Mehrheit der Passant:innen Nährwerte falsch ein. 9 von 10 Befragten sprechen sich daher für eine Nutri-Score-Kennzeichnung in Österreich aus. Gleichzeitig zeigt ein aktueller Einkaufskorb-Vergleich von foodwatch, wie einfach gesündere Einkaufsentscheidungen mit dem Nutri-Score umzusetzen wären. foodwatch fordert daher die rasche Schaffung der gesetzlichen Grundlage für die Kennzeichnung, um Konsument:innen Orientierung direkt auf der Verpackung zu bieten.
Marketing schlägt Hausverstand: Irreführende Werbung manipuliert Konsumentscheidungen
Ob „high in protein“, „frei von Konservierungsstoffen“ oder „100% natürliche Zutaten“ – gesund klingende Versprechen auf Verpackungen führten bei vielen Teilnehmenden der Straßenumfrage zu einer falschen und vor allem positiveren Bewertung. Besonders auffällig: Hochpreisige Markenprodukte wurden oft zu gut bewertet, während günstigere Eigenmarken oder vegane Alternativen zu schlecht eingestuft wurden. Die Einschätzungen zeigten: Produktaufmachung und Vorurteile beeinflussen unser Urteil stärker als die tatsächlichen Nährwerte. Miriam Maurer von foodwatch Österreich betont: „Die Menschen orientieren sich stark am Verpackungsdesign, fühlen sich aber verunsichert. Der Nutri-Score könnte hier endlich Klarheit schaffen und verlässliche Informationen liefern – direkt auf der Vorderseite der Verpackung.“
Ernüchterndes Ergebnis: Die Mehrheit täuscht sich – doch will Transparenz
Im Dialog mit Passant:innen wurde klar: 9 von 10 Befragten fänden den Nutri-Score auf allen Lebensmitteln im Handel hilfreich – und waren überrascht, dass es dafür in Österreich nach wie vor keine gesetzliche Grundlage gibt. Die Botschaft an die Politik ist eindeutig: Die gesetzliche Einführung des Nutri-Scores ist überfällig!
Neue Analyse zeigt: Nutri-Score bringt gesündere Wahl beim Einkauf
Wie effektiv der Nutri-Score sein kann, zeigt ein aktueller Einkaufskorb-Vergleich von foodwatch Österreich: Zwei Einkäufe mit ähnlichen Produkten, aber unterschiedlichen Nährwerten wurden verglichen. Der Korb mit den Artikeln, die eine bessere Nutri-Score-Bewertung hätten - wenn ausgezeichnet –, schnitt wesentlich besser ab als der Korb mit den „schlechteren” Vergleichsprodukten:
- 50 % weniger gesättigte Fettsäuren
- 44 % weniger Zucker
- 50 % weniger Salz
- 13 % mehr Proteine
- 24 % weniger Kalorien pro Kilogramm Einkauf
„Die Ergebnisse sind eindeutig: Der Nutri-Score führt Konsument:innen also nicht nur zu bewussteren Kaufentscheidungen – er ist ein wirkungsvolles Werkzeug im Kampf gegen ernährungsbedingte Krankheiten wie Übergewicht und Adipositas”, so Miriam Maurer.
Unterstützung aus der Wissenschaft
Dass der Nutri-Score ein wirkungsvolles Instrument für eine gesündere Ernährung wäre, unterstrich zuletzt auch Dr. Daniel Weghuber von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Salzburg. In einem ORF-Interview wies er auf die alarmierend hohen Adipositasraten bei Kindern hin – insbesondere in sozioökonomisch benachteiligten Familien – und betonte die Bedeutung leicht verständlicher Nährwertkennzeichnungen wie dem Nutri-Score.
Miriam Maurer von foodwatch ergänzt: „Unser Einkaufskorb-Vergleich hat deutlich gezeigt: Produkte mit besserer Nutri-Score-Bewertung hatten nicht nur bessere Nährwerte – sie waren in Summe sogar günstiger. Bei unserer Straßenbefragung zeigte sich, wie tief verankert der Mythos ist, dass Markenprodukte automatisch gesünder seien. Der Nutri-Score kann mit solchen Irrtümern aufräumen – und so besonders auch Familien mit knappem Budget helfen, die ausgewogenere Wahl zu treffen.“
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