Hintergrund

Der versteckte Zucker

foodwatch/Ronald Talasz

Zutatenlisten von süßen Produkten schauen oft besser aus, als sie sind. Dein Lieblingsmüsli scheint ohne Zucker auszukommen. Das Wort „Zucker“ kommt bei den Zutaten nicht vor und das beruhigt dich. Süß sind die Cerealien trotzdem. Wie kann das sein? Dass „Zucker“ nicht draufsteht, heißt noch lange nicht, dass kein Zucker drin ist. Die Lebensmittelindustrie kennt viele Zuckerarten. Und Zucker hat viele Namen. Hersteller nützen das gerne aus. Immer wieder „verstecken“ sie Zucker in all seinen Varianten hinter unverständlichen Begriffen oder gesund klingenden Zutaten und führen uns damit in die Irre. Maissirup, Maltodextrin oder Apfelsaftkonzentrat? Alles süß, alles zuckerhaltig, nur eben nicht so auffällig wie „Zucker“. foodwatch findet: Wir Konsument*innen brauchen klare Infos, ob, wie viel und in welcher Form Hersteller Zucker in ihre Lebensmittel stecken.

Zucker hat viele Namen 

Wenn wir in der Zutatenliste „Zucker“ lesen, ist damit der übliche Haushaltszucker gemeint. Also der, den wir aus der Zuckerdose oder in Würfelform kennen. Er besteht zu 50 Prozent aus Glucose und zu 50 Prozent aus Fructose. Das sind beides sogenannte Einfachzucker. Der Fachbegriff für diese Glucose-Fructose-Kombination ist Saccharose. An ihm orientiert sich auch die Süßkraft anderer Zuckerarten. Von denen gibt es viele. Und sie werden gerne verwendet. Der Vorteil: Hersteller können sie hinter Namen verstecken, mit denen wir gar keinen Zucker verbinden. Oder schon mal von „Mannose“ gehört? Manche Zuckerarten haben eine deutlich stärkere Süße als der übliche Haushaltszucker. Zum Beispiel Fructose.

Ein paar Beispiele, welche anderen Zuckerarten oder Mischungen sich in der Zutatenliste finden: 

  • Dextrose = Glucose, die wird auch Traubenzucker genannt
  • Glucose wird auch als Glucose-Sirup zugesetzt, zum Beispiel als Maissirup
  • Fructose wird auch Fruchtzucker genannt 
  • Fructose wird auch oft als industriell hergestellter Fructose-Glucose-Sirup oder Glucose-Fructose-Sirup zugesetzt, auch bezeichnet als Isoglucose: Sie hat eine viel stärkere Süßkraft als der Haushaltszucker
  • Laktose wird auch Milchzucker genannt, besteht aus Glucose und Galactose
  • Maltose wird zum Beispiel als Gerstenmalz zugesetzt

Wieso? Äpfel sind doch gesund!

Manche Hersteller arbeiten mit anderen Tricks, um Zucker zu „verstecken“. Sie verwenden Zutaten, die fruchtige Namen tragen. Die sind zwar selbst kein „Zucker“, dafür trotzdem ganz schön zuckerhaltig. Wir Konsument*innen sollen glauben, dass diese Produkte gesünder sind. Zum Beispiel dann, wenn mit Apfelsaftkonzentrat, Agavendicksaft oder Dattelsirup gesüßt wird. Frische, saftige Äpfel sind gesund, ohne Frage. Dampft man sie aber quasi zur Unkenntlichkeit ein und macht daraus Apfelsaftkonzentrat, enthalten sie so gut wie keine wertvollen Nährstoffe mehr. Dafür viel Zucker. Das ist praktisch, weil man sie so zum Süßen von allen möglichen Lebensmitteln verwenden kann. Das tut die Lebensmittelindustrie auch gern. 

„Enthält von Natur aus Zucker“

Viele Lebensmittel enthalten „von Natur aus“ Zucker. Das heißt, wenn wir sie unverpackt und unverarbeitet vor uns liegen haben, enthalten sie Zucker. Weil das einfach ein Bestandteil von ihnen ist. Das ist beim frischen Apfel genauso wie bei Feigen oder bei der Milch. Die Hersteller dürfen dann auf die Verpackung schreiben: „Enthält von Natur aus Zucker“. 

Woher kommt der viele Zucker?

In deinem Müsli sind zum Beispiel Rosinen. Es enthält also „von Natur aus“ Zucker. Hersteller können aber zusätzlich noch verschiedene Zuckerarten und -quellen als Zutaten verwenden. Was du nicht erfährst: Wie viel Zucker – in welcher Form auch immer – haben Hersteller zusätzlich ins Müsli gemischt? Und wie viel Zucker hätte es „von Natur aus“ enthalten? Wir Konsument*innen haben keine Chance, da durchzublicken. Denn selbst die kleingedruckte Nährwerttabelle auf der Rückseite der Schachtel gibt darüber keine Auskunft. Sie sagt nur, wie viel Zucker das Müsli insgesamt enthält. Klarheit kann es nur geben, wenn Hersteller verpflichtet werden, anzugeben, ob und in welcher Form sie Zucker zugesetzt haben.

Fazit: 

  • Nur weil das Wort „Zucker“ nicht in der Zutatenliste steht, heißt das noch lange nicht, dass kein Zucker drin ist. 
  • Hersteller können verschiedene Zuckerarten und -quellen als Zutaten verwenden. Die Menge des zugesetzten Zuckers müssen sie nicht angeben. Auch das Wort „Zucker“ müssen sie nur draufschreiben, wenn Haushaltszucker drin ist. 
  • Hersteller führen uns Konsument*innen immer wieder in die Irre. Sie „verstecken” die verschiedenen Zuckerquellen hinter unverständlichen Begriffen oder gesund klingenden Zutaten.
  • Wir Konsument*innen haben keine Chance mehr zu überblicken, wie viel Zucker ein Lebensmittel von Natur aus enthält und wie viel zugesetzt wurde.

foodwatch fordert: 

  • Konsument*innen müssen klar und transparent auf der Verpackung informiert werden, wenn Zucker, egal in welcher Form, in Lebensmitteln als Zutat verwendet wird. 
  • Die Gesamtmenge des zugesetzten Zuckers muss auf der Verpackung extra ausgewiesen werden. Die Nährwerttabelle gibt dazu keine Auskunft. 

Lebensmitteltäuschung - Das regt mich auf!

Lebensmittelhersteller sind erfinderisch, um ihre Produkte besser dastehen zu lassen, als sie es tatsächlich sind. Da wird uns öfter mal ein X für ein U verkauft. Das regt dich auf? Dann lade dein Bild hier hoch!

Werbeschmäh entlarven!