Artikel 04.07.2023

Juli 2023: Eskimo Cremissimo - Vanille-Eis mit viel kalter Luft

foodwatch/Ronald Talasz

Eskimo Cremissimo kennen viele. Was hinter der angepriesenen Cremigkeit steckt, ist enttäuschend. Wir haben den Test gemacht: Die Hälfte der Verpackung ist mit Luft gefüllt. Da wird das angeblich beliebteste Eis Österreichs schnell zu einem teuren Vergnügen.

Wir von foodwatch essen in der Sommerzeit gerne Eis. Doch beim Einkaufen von Vanille-Eis im Supermarkt ist uns was aufgefallen. Auf den Eispackungen finden sich verwirrende Angaben: Einmal lesen wir 1000 ml und gleich darunter 510 g. Wie viel ist da jetzt wirklich drin?

Das schwindende Vanille-Eis

Wir wollten wissen, wie der große Unterschied zwischen dem Füllgewicht (in g) und dem Volumen (in ml) zustande kommt. Dafür haben wir uns das – laut eigenen Angaben – beliebteste Eis Österreichs angeschaut und einen Versuch gestartet. Wir haben das Eskimo Cremissimo der Sorte Vanille schmelzen lassen. Und waren verblüfft. Nach 24 Stunden war nur mehr die Hälfte der Packung gefüllt. Der Rest hat sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft aufgelöst. Schau selbst, wie das Eis im Becher immer weniger wird – ohne dass wir genascht haben.

foodwatch/Ronald Talasz

Aufgepumpt mit kalter Luft

Jetzt die Erklärung für den Schwund: Die Grundmasse, aus der die Firmen das Eis herstellen, wiegt zum Beispiel ein halbes Kilo, also 500 Gramm. Würde man die einfach so einfrieren, wäre das eine recht feste Eismasse. Hersteller von industriellem Eis blasen die Eismasse (in Gramm) gerne mit Luft auf ein größeres Volumen (in ml) auf. Im Fall von Eskimo Cremissimo fast um das Doppelte. Das bedeutet aber auch: Wir zahlen beim Kauf einer Eisbox im Supermarkt für einen beträchtlichen Anteil Luft.

Den Grundpreis vergleichen hilft beim Eis nicht

Normalerweise hilft beim Einkaufen das Vergleichen des so genannten Grundpreises am Supermarktregal. Der ist bei Getränken auf 100 ml oder 1000 ml angegeben. Bei festen Lebensmitten auf 100 g oder 1 kg.  Beim Eis ist der Preis am Supermarktregal in den meisten Fällen auf 1000 ml angegeben. Der Preis wird also auf den Liter-Becher gerechnet und nicht auf das tatsächliche Gewicht der Eismasse. Und das ist bei den verschiedenen Herstellern durchaus unterschiedlich:

Eis-Vergleich zum Download

Eskimo ist kein Einzelfall – aber eine der teureren Luftnummern

Eskimo ist kein Einzelfall. In unserem Check zeigt sich: Die meisten konventionellen Eis-Hersteller blasen die Eismasse fast um das Doppelte auf. Egal ob bei Markenprodukten wie Mövenpick oder bei den Eigenmarken der Supermärkte und Diskonter.

Bio-Eisbecher schneiden etwas besser ab

Nur bei den Bio-Marken ist etwas mehr drin. Das meiste Eis in unserem Check kommt von BioArt: das Bio-Heumilch Vanilleeis. Der Becher ist zu drei viertel tatsächlich mit Eismasse gefüllt.

Eis in Form gebracht

Industriell hergestelltes Eis wird mit Luft aufgeschlagen, damit die Eismasse das Volumen von einem 1 Liter Becher ausfüllt. Damit das Eis in Form bleibt, arbeiten Hersteller mit Emulgatoren und Stabilisatoren.

Emulgatoren im Eis

Emulgatoren sind Hilfsmittel, die die flüssigen und fetthaltigen Bestandteile eines Lebensmittels zusammenhalten. Viele Lebensmittel wie Milch enthalten natürliche Emulgatoren. Die Eis-Industrie arbeitet oft mit Mono- und Diglyceriden von Speisefetten, die nicht näher angegeben werden müssen. Beim Bio-Eis sind diese Emulgatoren nicht erlaubt.

Stabilisatoren für eine stabile Eis-Form

Die Form im Eisbecher wird vor allem durch Stabilisatoren gehalten. Das sind oft Johannesbrotkernmehl oder Guarkernmehl. Beide sind sowohl beim Bio-Eis als auch beim konventionellen Eis erlaubt. Das Eis schmilzt dadurch nicht sofort zusammen und behält seine Form. Und die Luft wird so ganz lange in der Eismasse gehalten.

foodwatch fordert: Der Eispreis muss bezogen auf das Gewicht der Eismasse angegeben werden und nicht auf das Volumen des Bechers. Nur so können Konsument*innen die tatsächlichen Preise für Eis vergleichen und nicht nur die für Luft.