Presseaussendung 16.03.2021

Mehr als 270 europäische Wissenschaftler*innen und Expert*innen fordern EU-weite Einführung des Nutri-Score

foodwatch: Einführung des Nutri-Score auch in Österreich dringend notwendig

Wien/Brüssel, 16. März 2021 - Mehr als 270 namhafte europäische Wissenschaftler*innen, darunter auch vier Expert*innen aus Österreich, sowie 26 medizinische Fachverbände haben die Europäische Kommission heute in einem Brief dazu aufgefordert, die Nährwertkennzeichnung Nuri-Score verbindlich in der EU einzuführen. Die Konsument*innenschutzorganisation foodwatch begrüßte die Initiative der Wissenschaftler*innen und unterstreicht die Dringlichkeit.

Derzeit ist der Nutri-Score – die fünfteilige Skala in Ampelfarben - erst in einigen EU-Ländern und nur auf freiwilliger Basis zugelassen. Die Expert*innen aus den Fachbereichen Ernährung, öffentliche Gesundheit und Medizin weisen auf die umfangreichen wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit des Nutri-Score hin. Gleichzeitig warnen sie vor den Bemühungen der Lebensmittellobby und einiger EU-Mitgliedstaaten, die verpflichtende Kennzeichnung mit der Nährwertampel auf EU-Ebene zu verhindern: Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich, erklärt dazu: „Der Nutri-Score hilft den Konsument*innen bei der Wahl des ausgewogeneren Produkts. Aus unserer Sicht ist es höchste Zeit, diese leicht verständliche Nährwertkennzeichnung EU-weit einzuführen. Die EU-Kommission muss beweisen, dass sie den Kampf gegen Fehlernährung ernst nimmt.“

In einigen Ländern freiwillige Kennzeichnung rechtlich abgesichert

Die Regierungen von Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien, Luxemburg und den Niederlanden haben sich bereits für die Nährwertampel entschieden. Dort wurde die rechtliche Grundlage geschaffen, damit Lebensmittelhersteller den Nutri-Score zumindest auf freiwilliger Basis verwenden können. Verpflichtend kann der Nutri-Score nur auf EU-Ebene eingeführt werden.

In Österreich fehlt jedes Bemühen

Während es in Deutschland seit dem letzten Jahr Rechtssicherheit gibt, sieht die Lage in Österreich anders aus. Bisher zeigte die Bundesregierung noch keinerlei Bemühungen, den Nutri-Score als vereinfachte Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln einzuführen. Lisa Kernegger. Leiterin von foodwatch Österreich, fordert: „Die Bundesregierung muss den Nutri-Score schnellstmöglich auch in Österreich einführen. Weiters soll sich die Regierung parallel dazu auf EU-Ebene für eine verpflichtende Nutri-Score-Kennzeichnung stark zu machen.“

Vorschlag zu einheitlicher Lösung auf EU-Ebene erst für Ende 2022 geplant

Weil eine gesetzliche Verpflichtung allein auf nationaler Ebene nach europäischem Recht nicht möglich ist, bleibt die Kennzeichnung mit Nutri-Score in Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien, Luxemburg und den Niederlanden jedoch derzeit rein freiwillig. Die EU-Kommission will bis Ende 2022 ein verpflichtendes Nährwertkennzeichnungsmodell vorschlagen.

Zum Nutri-Score

Der Nutri-Score wurde von französischen Wissenschaftler*innen entwickelte.  Für die Erstellung des Nutri-Scores werden günstige Nährstoffe, die man reichlich zu sich nehmen sollte, mit ungünstigen Nährstoffen, die man nur in kleinen Mengen verzehren sollte, gegengerechnet. Positiv zu Buche schlagen sich Ballaststoffe, Proteine, Obst und Gemüse. Negativ bewertet werden etwa gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz.  Das Ergebnis wird in eine fünfstufige Farbskala übersetzt, die mit den Buchstaben A bis E hinterlegt ist. Eher ausgewogene Produkte bekommen ein dunkelgrünes A oder ein hellgrünes B, im mittleren Bereich gibt es ein gelbes C, und eher unausgewogene Produkte wie Süßigkeiten oder fette Snacks bekommen ein oranges D oder sogar ein rotes E.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass der Nutri-Score die verständlichste Form der Nährwertkennzeichnung ist und Konsument*innen zu ausgewogeneren Produkten greifen lässt.