Der Markt für zuckerfreie Getränke wächst rasant – und so auch der Markt für Aspartam. Denn: Mit Hilfe des kostengünstigen Zuckerersatzes senken die Hersteller ihre Produktionskosten. Dass dabei die Gesundheit der Konsument:innen aufs Spiel gesetzt wird, kümmert sie wenig. Und obwohl Aspartam von der WHO als möglicherweise krebserregend eingestuft wurde, ist ein Verbot nach wie vor nicht in Sicht.
Ein weit verbreiteter, weithin als sicher geltender Süßstoff, der als revolutionäre, für Diabetiker:innen vermeintlich ideale Alternative zu Zucker angepriesen wird – ein Symbol des Fortschritts. Die Rede ist von Dulcin, einem im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert verwendeten Süßstoff. Was als Erfolgsgeschichte begann, erwies sich jedoch bald als verhängnisvoller Irrtum. Studien brachten Dulcin in Tierversuchen mit Leber- und Blasenkrebs in Verbindung, während Fälle von Vergiftungserscheinungen die Expert:innen in Alarmbereitschaft versetzten. In den Vereinigten Staaten (USA) wurde der Süßstoff daraufhin in den frühen 1950er Jahren verboten, Japan folgte 1969. In Europa wurde seine Verwendung im Zuge der Weiterentwicklung der Sicherheitsstandards stillschweigend eingestellt.
Der Fall weist unübersehbare Parallelen zu Aspartam (E 951) auf: Auch Aspartam ist ein von der Industrie geliebter und in weltweit mehr als 6.000 Produkten – vor allem in Getränken – verwendeter Süßstoff, der in den vergangenen Jahren aufgrund von gesundheitlichen Bedenken zunehmend unter Beschuss geraten ist. Doch einen wesentlichen Unterschied gibt es: Aspartam ist nach wie vor nicht verboten – und das, obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diesen Süßstoff im Juli 2023 als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft hat. Schlimmer noch: Die Nachfrage nach Aspartam wächst gewaltig. So wird für den globalen Aspartam-Markt eine Wertsteigerung von 375,5 Mio. USD im Jahr 2021 auf 561,7 Mio. USD im Jahr 2031 prognostiziert, was einem Wachstum von rund 50 Prozent in nur 10 Jahren entspricht.

Aspartam raus aus unseren Lebensmitteln und Getränken!
Mach jetzt bei unserer Petition mit und fordere: Potenziell krebserregendes Aspartam muss verboten werden!
„Leichte” Produkte nehmen zu
Seit seiner Entdeckung wurde Aspartam von der Lebensmittel- und Getränkeindustrie eifrig genutzt, um „Diät“- und „Light“-Produkte zu vermarkten. Und der Markt wächst: Während kalorienarme und kalorienfreie Getränke 2016 nur 23 Prozent des Gesamtabsatzes von Erfrischungsgetränken ausmachten, waren es 2023 mehr als 40 Prozent. Das ist ganz im Sinne der Hersteller. Coca-Cola plant beispielsweise 2025 mehr als 50 Prozent seines Umsatzes in Europa mit kalorienarmen oder kalorienfreien Getränken zu erwirtschaften. PepsiCo, der zweite große Anbieter von Erfrischungsgetränken in Europa, verfolgt einen ähnlichen Ansatz: Er hat sich zum Ziel gesetzt, den durchschnittlichen Zuckergehalt in seinem Erfrischungsgetränkeportfolio in der EU bis 2025 um 25 Prozent und bis 2030 um 50 Prozent zu senken. Als Zuckerersatz kommen Süßstoffe wie Aspartam zum Einsatz.
Warum die Industrie Aspartam liebt
Der Einsatz von Aspartam in Light- und Zerogetränken ist für die Industrie vor allem wegen der Profitabilität attraktiv. Aspartam ist etwa 200-mal süßer als Zucker. Daher sind nur sehr geringe Mengen nötig, um die gewünschte Süße zu erreichen. Das senkt die Produktionskosten. Aspartam liefert die gleiche Süße zu einem Zehntel des Preises von Zucker. Im Verkaufspreis spiegelt sich das jedoch nicht wider: Coca-Cola verkauft zum Beispiel Cola in Originalrezeptur zum gleichen Preis wie die Zero-Variante.
Die Industrie verdient sich mit Aspartam also eine goldene Nase, wie ein Blick auf den europäischen Aspartam-Marktführer HSWT verdeutlicht. Der Umsatz des Unternehmens stieg von 36,4 Mio. EUR im Jahr 2023 auf 52,4 Mio. EUR im Jahr 2024, mit einer Nettomarge von 185,79 Prozent im letzten Geschäftsjahr.
foodwatch fordert: Aspartam verbieten – jetzt!
Das Recht der Konsument:innen auf sichere Lebensmittel darf nicht wirtschaftlichen Interessen zum Opfer fallen. Wenn es, wie im Fall von Dulcin, ernstzunehmende Gesundheitsrisiken gibt, die sich mit keinem vernünftigen Grund rechtfertigen lassen, müssen die nötigen Konsequenzen gezogen werden – in diesem Fall ganz klar ein Verbot. Der Schutz der öffentlichen Gesundheit muss Vorrang vor den Interessen der Industrie haben. Im Sinne des Vorsorgeprinzips muss Aspartam daher endlich verboten werden!
Quellen und weiterführende Informationen
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Coca-Cola Europacific Partners: Annual Report and form 20-F 2024 (abgerufen am 24.7.2025)
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Preisvergleich durchgeführt in den Onlineshops von Billa und Spar am 23.7.2025.