Hintergrund

Bisphenol A – die hormonell wirksame Chemikalie

  • Schadstoffe in Lebensmitteln
  • BPA
©Ronald Talasz/foodwatch

Die Chemikalie Bisphenol A (BPA) findet sich unter anderem immer wieder in Konservendosen. Auch in der Umwelt ist BPA weit verbreitet. Wir alle kommen an dieser Chemikalie schwer vorbei. Zahlreiche Studien weisen auf gesundheitsschädigende Auswirkungen von BPA hin. Derzeit fehlt ein EU-weites Verbot für die Verwendung von BPA in Lebensmittelkontaktmaterialien.

Was ist Bisphenol A?

Bisphenol A ist eine Industriechemikalie, die unter anderem zur Herstellung von Kunststoffen verwendet wird. Jährlich werden mehr als eine Million Tonnen BPA in der EU hergestellt oder in die EU eingeführt. BPA ist eine hormonell wirksame Chemikalie. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) stuft sie als “besonders besorgniserregende Substanz” ein. Das Risiko für Unfruchtbarkeit, Autoimmunerkrankungen und hormonabhängige Krebsarten kann steigen, wenn wir BPA - über die Ernährung - aufnehmen.

Wo ist Bisphenol A enthalten?

Man findet BPA in Konservendosen wie Tomaten-, Mais- und Thunfischdosen. Für die Innenbeschichtung von Dosen werden oft BPA-haltige Epoxidharze verwendet. Teilweise sind Epoxidharze auch in Innenbeschichtungen von Trinkwasserrohren zu finden. Auch Aufbewahrungsboxen und Trinkflaschen aus Polycarbonat können BPA an die Lebensmittel bzw. in Getränke abgeben. Als Konsument*innen können wir kaum feststellen, wo überall BPA enthalten ist.

Mögliche Gesundheitliche Auswirkungen von BPA 

BPA kann zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen beitragen. BPA ist hormonell wirksam und wurde für die menschliche Gesundheit als besonders besorgniserregende Substanz eingestuft. So kann BPA unter anderem mit Unfruchtbarkeit, hormonell bedingten Krebserkrankungen, Herzkrankheiten und Adipositas in Verbindung gebracht werden.

Bisher lautete die Empfehlung, die tägliche Aufnahme von 4 Mikrogramm BPA pro Kilogramm Körpergewicht nicht zu überschreiten. Die EFSA hat in ihrer jüngsten Bewertung im April 2023 ihre Empfehlung für den maximal tolerierbaren Wert für die tägliche Aufnahme von BPA um das 20.000-Fache gesenkt. Derzeit empfiehlt die Behörde 0,2 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag nicht zu überschreiten. Dieser Wert wird von Verbraucher*innen aller Altersgruppen allerdings leicht überschritten wie auch unser Test vom Oktober 2023 zeigt. Daher macht sich foodwatch für ein BPA-Verbot in Lebensmittelkontaktmaterialien stark.

Sind BPA haltige Produkte gekennzeichnet?

Derzeit gibt es keine Kennzeichnungspflicht. Einige Hersteller Kennzeichen ihre Produkte freiwillig als „BPA-frei“. Wenn man die Aufnahme von BPA minimieren will, ist es ratsam Kunststoffe mit der Bezeichnung PC (=Polycarbonat) und dem Recyclingcode 07 zu meiden. Dieser Code 07 steht für eine Vielzahl von Plastik wie etwa Polyamid, Polylactid oder Polycarbonat. Und Polycarbonat kann bekanntlich BPA enthalten. Am sichersten ist es, Verpackungen aus Glas zu bevorzugen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) geht derzeit davon aus, dass die Aufnahme von Bisphenol A über die Ernährung ein Gesundheitsrisiko für alle Altersgruppen darstellt.

In manchen Produkten ist BPA verboten

Erst 2011 wurde die Verwendung von Bisphenol A in Babyflaschen EU-weit verboten. In Österreich gilt das Verbot darüber hinaus für Schnuller und Beißringe. Seit 2020 darf BPA auch nicht mehr in Thermopapier verwendet werden. Somit enthalten beispielsweise Kassenzetteln kein BPA mehr. Das ist wichtig da BPA sowohl über die Haut als auch über die Atemwege aufgenommen werden kann. Die Hauptaufnahmequelle ist aber vermutlich die Ernährung. Zahlreiche Verpackungsmaterialien für Lebensmittel und Getränke enthalten nach wie vor BPA.