Artikel 31.10.2023

Lebensmittelfälschung: Profit auf Kosten der Konsument*innen

Ronald Talasz/foodwatch

Zahlreiche Lebensmittel in der EU werden gefälscht. Natives Olivenöl, vermischt mit minderwertigem Öl, gestreckte Gewürze oder gepanschter Wein. Betrügerische Produzent*innen finden viele Wege, um auf Kosten der Konsument*innen Profite zu machen. Wie werden Lebensmittel gefälscht? Und können wir etwas dagegen tun?

Lebensmittelfälschung ist eine Straftat. Dabei werden Qualität, Herkunft oder Inhaltsstoffe absichtlich verfälscht.  Betrügerische Firmen machen so Profite in Millionenhöhe. Viele Lebensmittel sind mit Füllmaterial minderer Qualität gestreckt. Manche gefälschten Produkte können sogar unsere Gesundheit gefährden. Lebensmittelfälschung ist ein weltweit verbreitetes Problem. Als Konsument*innen können wir uns nicht darauf verlassen, dass in der Verpackung wirklich das drin ist, was drauf steht.

So werden Lebensmittel gefälscht

Verfälschte Herkunft

Bei Olivenöl wird immer wieder die Herkunft verschleiert. Ein typisches Beispiel: „Natives Olivenöl aus Italien“. In der Flasche befindet sich auch Olivenöl aus anderen EU-Ländern. Wird das auf dem Etikett nicht angegeben, handelt es sich um eine Fälschung. Immer wieder wird auch Öl minderer Qualität beigemischt.

Gesundheitsgefährdung durch verfälschtes Haltbarkeitsdatum

Besonders gefährlich wird es, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie Fleisch oder Fisch verändert wird. Werden die verdorbenen Lebensmittel mit falschem Haltbarkeitsdatum auf den Markt gebracht, kann das besonders für Kinder und ältere Menschen gefährlich werden.

Vortäuschen von Frische durch Zusatzstoffe

Durch Zugabe von färbenden Zutaten oder Zusatzstoffen wie Nitrit wird bei Lebensmitteln wie Fisch oder Fleisch vermeintliche Frische vorgetäuscht. Die Lebensmittel sind aber oft schon an der Grenze der Haltbarkeit, im schlimmsten Fall sogar schon drüber.

Füllstoffe zum Strecken eines Lebensmittels

Um noch mehr Profit rauszuschlagen, werden manche Lebensmittel mit Füllmaterial gestreckt, das in dem Produkt nichts zu suchen hat. Betrügerische Hersteller ersetzen wertvolle Zutaten durch qualitativ minderwertige. Zum Beispiel wird Honig mit Zuckerwasser aufgefüllt. Teure Gewürze werden mit billigen Füllstoffen gestreckt. Olivenöl wird mit Sonnenblumenöl oder anderen fremden Ölen verfälscht. Chlorophyll und Beta-Carotin dient in vielen Fällen zur Farbgebung. Als Konsument*innen können wir das anhand der Verpackung nicht feststellen.

Kampf gegen Betrügereien im Lebensmittelsektor

Sicherheits- und Kennzeichnungsvorschriften gelten für alle Lebensmittel auf dem gesamten EU-Markt. Dennoch sind wir Konsument*innen vor Fälschungen nicht sicher. Um Betrugsfälle aufzudecken, werden jährliche Kontrollen unter dem Namen Operation „OPSON“ durchgeführt. OPSON ist eine internationale Operation, die von Europol und Interpol ins Leben gerufen wurde. Die Operation wird in Zusammenarbeit mit 25 europäischen Ländern von mehreren europäischen und internationalen Institutionen durchgeführt: Europol, die Europäische Kommission und das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF).

Mehrere Tausend Tonnen Lebensmittel und Getränke beschlagnahmt

Das Hauptziel von OPSON ist es, gegen Lebensmittel- und Getränkefälschung vorzugehen. Zuletzt wurden an die 8000 Tonnen Lebensmittel und 6,5 Millionen Liter meist alkoholische Getränke beschlagnahmt.

Gefälschter Honig auch in Österreich

2021 wurde im Rahmen von OPSON österreichweit Honig untersucht: In zwei von 20 Proben konnten die Behörden Fremdzucker im Honig nachweisen. Laut AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) weist der Fremdzuckeranteil auf eine Zugabe von Zuckersirup hin. Außerdem waren die beiden Proben hinsichtlich ihres botanischen Ursprungs falsch gekennzeichnet.

Warum wird Honig immer wieder gefälscht?

Viele Menschen verwenden als Alternativen zu herkömmlichem Industriezucker gerne Honig. Doch hochwertiger Honig ist teuer. Um die enorme Nachfrage zu decken, wird auch Honig aus nicht EU-Ländern importiert. Fälschungen im Honig sind nicht immer leicht aufzudecken. Betrügerische Unternehmen nutzen das aus, um Profit daraus zu schlagen.

Vertrauen missbraucht

Lebensmittel sind Vertrauensgüter. Wir müssen uns auf die Informationen verlassen können, die auf dem Etikett angegeben sind. Wir können durch die Verpackung die Qualität eines Lebensmittels meist nicht erkennen. Die EU Lebensmittel-Basisverordnung 2002 besagt, dass Konsument*innen über Lebensmittel eine informierte Entscheidung treffen können müssen. Betrug und Fälschung von Lebensmitteln sind ein klarer Bruch mit den Rechten der Konsument*innen.

Politik und Behörden müssen aktiver gegen Lebensmittelbetrug vorgehen

Lebensmittel, die nicht sicher sind, dürfen nicht in Verkehr gebracht werden - das besagt das EU-Lebensmittelrecht.  Darauf müssen wir uns als Verbraucher*innen verlassen können. Ziel des Lebensmittelrechts ist der Schutz der Verbraucher*inneninteressen.

Um die Lebensmittelkriminalität zu unterbinden, muss mehr passieren. Die Lieferketten auf globalen Märkten müssen dringend transparenter werden.

foodwatch fordert:

  • Transparenz entlang der gesamten Lieferkette.
  • Lückenlose Aufklärung von Lebensmittelfälschung.
  • Umfassende Information der Konsument*innen über gefälschte Lebensmittel – inkusive Namen des Produktes, der Marke und des Herstellers.

Das kannst du tun:

Solange Behörden zu wenig Proben ziehen und Ergebnisse über die gefälschten Produkte nur verallgemeinert veröffentlicht werden, tappen wir Konsument*innen im Dunkeln. foodwatch wlll das nicht länger hinnehmen. Deshalb starten wir im November eine Testreihe, um Fälschung bei Gewürzen aufzudecken.