Artikel 20.07.2023

Mikroplastik im Salz: Wir haben getestet

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Ist in deinem Salz Mikroplastik? Das erfahren Konsument*innen weder von der Verpackung noch von den Behörden. Deshalb hat foodwatch Salz im Labor auf Mikroplastik testen lassen. Wir verraten dir, in welchem Salz Mikroplastik war.

Dass Mikroplastik im Salz ist, hat das Umweltbundesamt schon 2021 festgestellt. 19 von 20 Proben waren damals belastet. In welchem Salz Mikroplastik ist, das haben Konsument*innen nicht erfahren. Deshalb hat foodwatch das selbst in die Hand genommen. Wir haben gängiges Speisesalz aus österreichischen Supermärkten auf Mikroplastik-Verunreinigungen testen lassen.

Die Ergebnisse

Die gute Nachricht: In 3 von 10 Salzproben wurde kein Mikroplastik nachgewiesen.

In den restlichen Salzproben unterscheidet sich die Menge an Mikroplastik stark.

Von Einweg-Salzmühlen ist abzuraten

Die mit Abstand höchste Menge an Mikroplastik haben wir im gemahlenen Kotányi Meersalz gefunden. Der Grund: Das Plastikmahlwerk der Verpackung. Um festzustellen, ob das Plastik beim Mahlen des Salzes in das Salz kommt, wurden zwei Proben des Salzes analysiert. Einmal wurde das Salz der Mühle vor dem Mahlen entnommen und einmal wurde das Salz durch die Mühle vermalen und dann untersucht.  Das erschreckende Ergebnis: Das gemahlene Salz war viel stärker mit Mikroplastik verunreinigt. Das nachgewiesene Mikroplastik war großteils aus demselben Plastik wie das Mahlwerk selbst. Es ist also davon auszugehen, dass das Mikroplastik während des Mahlvorgangs in das Salz gekommen ist.

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Worauf du beim Einkaufen achten solltest

Um möglichst wenig Mikroplastik zu sich zu nehmen, empfehlen wir Konsument*innen auf die Verwendung von Einweg-Salzmühlen mit Plastikmahlwerk zu verzichten. Gute Salzmühlen mit beispielsweise Stahlmahlwerk sind sicherlich die bessere Wahl.

Salz aus den Bergen auch nicht immer sauber

Wir haben auch fünf Proben von Steinsalz aus den Bergen testen lassen. In drei von fünf Steinsalz-Proben wurden keine Mikroplastik-Teilchen nachgewiesen. Überraschend: Das Bad Ischler Kristallsalz im Streuer war im Gegensatz zum Bad Ischler Tafelsalz aus der Papierpackung mit Mikroplastik verunreinigt. Und das, obwohl beide Produkte online mit „frei von Mikroplastik“ beworben werden. Bei Steinsalz kommt es am ehesten während des Gewinnungs- und Verpackungsprozesses zu Mikroplastikverunreinigung.

Meersalz mit Mikroplastik verunreinigt

In allen fünf getesteten Meersalzen konnte Mikroplastik nachgewiesen werden, die Konzentrationen waren aber sehr unterschiedlich. Die Verunreinigungen sind wahrscheinlich auf die hohe Mikroplastikbelastung von Meerwasser zurückzuführen. Der Mikroplastik-Partikeln Anteil im Fleur de Sel Ibiza war mit 5400 Partikeln pro Kilo hoch. Das ist höchstwahrscheinlich auf die Herstellung zurückzuführen. Bei der Gewinnung werden die Kristallsalze von der Meeresoberfläche abgeschöpft.

Für Meersalz gilt: Solange man die Plastikkrise aber nicht an der Wurzel packt und dafür sorgt, dass weltweit endlich kein Plastik mehr in der Natur landet, muss man damit rechnen, dass Mikroplastik über den einen oder anderen Weg auf unseren Tellern landet. Das derzeit verhandelte Plastikabkommen der UNO wäre ein wichtiger Schritt, um der weltweiten Verschmutzung Einhalt zu gebieten.

Das sagen die Hersteller

Wir haben bei den Herstellern der getesteten Salze nachgefragt: Welche Maßnahmen haben sie eingeführt, um Verunreinigung mit Mikroplastik zu vermeiden oder zu verringern? Von Sal de Ibiza haben wir leider keine Antwort erhalten.

Antwort zum Plastikmahlwerk

Wir können bestätigen, dass unser Mahlwerk aus einem besonders widerstandsfähigen lebensmittelechten Kunststoff besteht. Das eingesetzte Material zeichnet sich dadurch aus, dass es sich um einen besonders steifen, festen und thermoplastischen Kunststoff handelt, der sich durch eine hohe Oberflächenhärte auszeichnet und geringe Reibwerte aufweist. Unsere Mühle wurde mehrfach von unterschiedlichen externen Gutachtern und Behörden geprüft und aus warenkundlicher und lebensmittelrechtlicher Sicht als verkehrsfähig eingestuft. Insbesondere auch das Mahlwerk entspricht sämtlichen rechtlichen Anforderungen. Ein Abrieb, der mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar ist, ist nicht gänzlich auszuschließen. Insofern und gerade weil gesetzliche Grenzwerte fehlen, ist eine objektive Bewertung der Analysenergebnisse schwer möglich. - Kotányi, 26.07.2023.

Antworten zum Steinsalz

Wir haben bei unserem Lieferanten nachgefragt. Bei der Herstellung des Siedesalzes wird bergmännisch gewonnene Sole aus einem Salzvorkommen verarbeitet, das mehrere Millionen Jahre alt ist. Somit ist der Eintrag von Mikroplastik über den Rohstoff auszuschließen. – Lidl, 11.07.2023

Eine Sprecherin der Salinen Austria AG schreibt uns folgendes:

Das Salz aus den österreichischen Bergen ist durch seine Entstehung klar im Vorteil: Es stammt aus einem Urmeer, das vor 250 Millionen Jahren Flächen des heutigen Salzkammerguts bedeckte. Da das Salzvorkommen bis zur Gewinnung tief in den Bergen lagert, ist es geschützt vor Umweltverschmutzung oder gar Mikroplastik. – Salinen Austria AG, 07.07.2023

Unsere Testergebnisse zeigen: selbst wenn der Rohstoff an sich Mikroplastik frei ist, kann es zu Verunreinigungen kommen. Daher ist es wichtig, dass Hersteller ihre Abläufe optimieren, um die Verunreinigung von Salz mit Mikroplastik möglichst verhindern.

Antwort zum Meersalz

Da wir immer nach dem Vorsorgeprinzip prüfen, haben wir die Salze auch jahrelang auf Mikroplastik untersucht. Und haben nie etwas gefunden. Daher haben wir 2021 und 2022 bei den beiden DESPAR sale marino iodato grosso & fino die Untersuchung zeitweilig ausgesetzt. – Spar, 29.06.2023

Behörden testen – Produkte werden nicht genannt.

Wenn Behörden Lebensmittel testen, erfahren Konsument*innen selten, um welche Produkte es sich genau handelt. 2021 hat das Umweltbundesamt im Auftrag von Klimaschutzministerium, Gesundheitsministerium und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) Speisesalz auf Mikroplastik getestet hat. Das erschreckende Ergebnis damals: 19 der 20 Proben waren mit Mikroplastik verunreinigt. Welches Salz wie stark von der Verunreinigung betroffen war, wurde nicht veröffentlicht.

foodwatch findet: Testergebnisse sind immer eine Momentaufnahme. Wo möglich, müssen Hersteller dafür sorgen, dass ihre Produkte mikroplastikfrei sind. Bestmöglich Qualitätskontrolle der Unternehmen und regelmäßige Tests durch die Behörden auf Mikroplastik sind daher ein Muss. Wir fordern sowohl Behörden als auch Hersteller auf, Testergebnisse immer transparent und mit Produktnamen zu veröffentlichen. Nur so können Konsument*innen eine informierte Kaufentscheidung treffen.

Methodik der Mikroplastik-Tests

Als Mikroplastik bezeichnet man winzige Plastikteilchen, die kleiner als 5 mm sind. Das Umweltbundesamt hat Partikel von 0,05 bis 0,5 mm Größe untersucht. Dabei wurden zehn häufig verwendete Kunststoffarten näher betrachtet. Die chemische Zusammensetzung des Mikroplastiks wurde mittels Fourier-Transformation-Infrarot-(FTIR)-Spektroskopie bestimmt.

DL bezieht sich auf den Messmodus im Mikroskopie-Programm und steht für Distance Line.
Umweltbundesamt