Artikel 17.03.2023

Supermärkte, übernehmt Verantwortung für die Gesundheit der Kinder

© foodwatch

Supermärkte machen ausgerechnet ungesunde Lebensmittel oft besonders attraktiv für Kinder. Bunte Comic-Tiere auf Keksen, Chips und Schokoladen ködern schon die Kleinsten. Mit schlimmen Folgen für die Gesundheit: Fast jedes dritte Kind in Österreich ist übergewichtig. Deshalb hat foodwatch einen E-Mail-Protest an Billa, Spar und Co. gestartet. Damit die Supermärkte die Comics runter von ihren ungesunden Eigenmarkenprodukten nehmen.

Frühstückscerealien, Kekse, Chips – auf zahlreichen ungesunden Lebensmitteln der Supermarkt-Eigenmarken prangen bunte Comic-Figuren. Bastelbögen und Spiele ködern schon die Kleinsten.  Ausgerechnet für ungesunde Produkte gestaltet die Lebensmittelindustrie die Verpackungen oft besonders attraktiv für Kinder. Wir haben über Wochen in den Supermärkten von Billa, Penny, Spar, Hofer und Denns recherchiert. Das Ergebnis: Alle Handelsketten bewerben ungesunde Lebensmittel aus ihrem Eigenmarkensortiment an Kinder.

Kindermarketing-Produkte der Supermarkt Eigenmarken

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Das Problem: Werbung ist mit Schuld daran, dass Kinder mehr Appetit auf Süßigkeiten, Snacks und Softdrinks haben. Mit schlimmen Folgen: In Österreich ist bereits jedes dritte Kind im Alter von 8 bis 9 Jahren übergewichtig oder sogar adipös. Tendenz steigend.

Schluss mit der Werbung für Ungesundes

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert schon seit 2015, das Marketing für ungesunde Lebensmittel für Kinder und Jugendliche einzustellen. Sie hat eine Liste zusammen gestellt, in der jede*r nachlesen kann, wieviel Zucker, Fett oder Salz ein Lebensmittel maximal enthalten darf, damit es an Kinder beworben werden kann.

Handlungsbedarf bei allen Supermärkten

Beim Marktcheck von foodwatch Österreich haben wir festgestellt, dass alle untersuchten Supermärkte etliche Eigenmarken-Produkte im Sortiment haben, die laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht an Kindern beworben werden dürften. Doch es geht auch anders.

Zu Jahresbeginn hat Lidl in Deutschland aufhorchen lassen: Bis Ende 2025 will das Unternehmen Lebensmittel, die nicht den WHO-Kriterien entsprechen, nicht mehr an Kinder bewerben. Das gilt auch für Lidl Österreich.

Fordern wir die Supermärkte auf, das Kindermarketing zu stoppen

foodwatch fordert jetzt auch die anderen Supermärkte auf, es Lidl gleichzutun: Sie sollen Kindermarketing auf den Produkten der Eigenmarken, über Flugblätter und im Internetauftritt beenden. Bei den Eigenmarken können die Supermärkte rasch handeln. Sie haben es in der Hand, Kinder wirksam vor den schlimmen gesundheitlichen Auswirkungen der Werbung für ungesunde Lebensmittel zu schützen.

Mach mit bei unserer großen E-Mail-Protest-Aktion an die Supermärkte. Fordern wir sie gemeinsam auf, Kindermarketing für Ungesundes zu beenden. Für eine gesunde Zukunft unserer Kinder.

Dass das attraktive Bewerben von Lebensmitteln für Kinder eine Auswirkung auf deren Vorlieben hat, belegt unter anderem eine Studien der Universitäten in Bonn und Dortmund. Selbst wenn Eltern sich intensiv um eine gesunde Ernährung bemühen, werden die Kleinen Süßigkeiten, Snacks und Softdrinks haben wollen, wenn sie attraktiv für Kinder gestaltet sind.

Auch die Politik ist gefordert

Supermärkte können und müssen jetzt Maßnahmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten setzen. Doch die Handelsketten sind nur einer von vielen Akteuren, wenn es um Kindermarketing geht. In Deutschland hat Bundesernährungsminister Cem Özdemir im Februar Plänen für eine Beschränkung der an Kinder gerichteten Lebensmittelwerbung vorgelegt: An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt soll nicht mehr erlaubt sein.

Die Regelung soll alle für Kinder relevanten Medien umfassen, darunter Fernsehen, Radio und sogar das immer mehr verbreitete Influencer-Marketing. Das ist ein wichtiger politischer Vorstoß. In Österreich haben viele Politiker*innen das Problem anscheinend noch nicht einmal erkannt. Wenn sich die Supermärkte rasch dazu verpflichten, von sich aus das Kindermarketing zu beenden, ist das auch ein wichtiges Signal an die Politik und andere Wirtschaftszweige: Es geht auch ohne bunte Comics auf den zuckersüßen Keksen.

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