Artikel 09.12.2021

Was haben Suppenwürfel, veganer Käse und Weihnachtsschokolade gemeinsam?

  • Mineralöl
Rotraud Priesner // Montage: foodwatch/Ronald Talasz

foodwatch Lebensmitteltest: Gefährliches Mineralöl in Lebensmitteln gefunden

foodwatch hat in mehreren EU-Ländern Lebensmittel auf Mineralölverunreinigungen testen lassen. Allein in Österreich war jedes sechste Produkt mit so genannten aromatischen Mineralölen (MOAH) belastet. Die stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Trotz möglicher Gesundheitsrisiken ist es nicht verboten, solche verunreinigten Lebensmittel auf den Markt zu bringen. Das ist skandalös. foodwatch fordert: Lebensmittel müssen frei von gesundheitsgefährdenden Mineralölverunreinigungen sein.  

Breit angelegter Test in allen foodwatch Ländern

In Österreich, Deutschland, Belgien, den Niederlanden und in Frankreich wurden insgesamt 152 Lebensmittel auf potenziell gesundheitsschädliche Mineralölverunreinigungen untersucht. In 19 Produkten wurden Rückstände von so genannten aromatischen Mineralölen nachgewiesen. Unter den belasteten Lebensmitteln waren zum Beispiel Suppenwürfel, Schokocreme und Margarine. Die Verunreinigungen können bei fast jedem Verarbeitungsschritt in die Lebensmittel kommen: bei der Ernte, bei der Lagerung, bei der Verarbeitung oder über die Verpackung. Hersteller in der EU sind gesetzlich dazu verpflichtet, keine Lebensmittel zu vermarkten, die unsere Gesundheit gefährden können. Die Realität sieht oft anders aus.

6 aus 36 – im Österreich-Test ist ein Sechstel der Produkte belastet

Wir haben in heimischen Supermärkten 36 Lebensmittel eingekauft und sie gemeinsam mit den Produkten der anderen Länder in renommierten Laboren analysieren lassen. In Österreich waren sechs Produkte unterschiedlicher Hersteller mit den bedenklichen aromatischen Mineralölen (MOAH) verunreinigt: verschiedene Suppenwürfel, Schoko-Aufstrich, Christbaumbehang und veganer Käse.

Folgende Produkte waren im foodwatch Österreich Test belastet:

  • Suppenwürfeln: Knorr Goldaugen und Alnatura Bio Hühner Bouillon
  • Veganer Käse: Wilmersburger Pizzaschmelz
  • Schoko-Brotaufstrich:  Milky Way Kakao und Milch-Duo Creme
  • Schokolade für den Christbaumbehang: Lindt Lindor Milch und Ildefonso Weihnachtsbehang.

Getestet haben wir quer durch den Supermarkt

Für die österreichischen Proben waren wir in verschiedenen Supermärkten einkaufen. Wir haben stichprobenartig ganz unterschiedliche Produkte gewählt: beliebte Schokoladen und Kekse, Kakaopulver, süße Brotaufstriche, Fertigteige, veganen Käse und Suppenwürfel. Rechtzeitig vor Weihnachten wollten wir auch wissen, wie es mit dem beliebten schokoladigen Christbaumschmuck aussieht.

Mineralöl im Essen – eine vermeidbare Gefahr

Für uns Konsument*innen ist nicht erkennbar, ob ein Lebensmittel mit Mineralöl belastet ist. Wir müssen uns darauf verlassen können, dass alle Lebensmittel, die wir im Supermarkt kaufen, unbedenklich sind. Dazu sind Hersteller verpflichtet. Auch das EU-Lebensmittelrecht ist hier klar: „Lebensmittel, die nicht sicher sind, dürfen nicht in Verkehr gebracht werden.“

Daher fordern wir von foodwatch verbindliche Regeln, damit Mineralöle, die Krebs auslösen und das Erbgut schädigen können, nicht mehr in unseren Lebensmitteln landen. Denn krebsverdächtige Substanzen haben in unserem Essen nichts verloren.

Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln sind ein inakzeptables, vermeidbares und lösbares Gesundheitsproblem. Die EU muss daher so schnell wie möglich eine MOAH-Nulltoleranz für alle Lebensmittelkategorien im EU-Schadstoffrecht verankern. Lebensmittelfirmen müssen so endlich dazu gebracht werden, Mineralölbelastungen aus ihren Produkten herauszuhalten.
Heidi Porstner und Lisa Kernegger Leiterinnen von foodwatch Österreich

Mineralöl im Essen: Wie kann das überhaupt sein?

Es gibt viele Wege, über die Lebensmittel mit Mineralöl verunreinigt werden können. Das kann bei jedem einzelnen Verarbeitungsschritt passieren. So können Schmieröle von Erntemaschinen eine Verunreinigungsquelle darstellen. Auch bei der Verarbeitung in der Fabrik können Mineralölrückstände in die Lebensmittel gelangen. Und sogar das Verpackungsmaterial kann zu solchen Verunreinigungen führen.

Was muss jetzt passieren?

foodwatch fordert: Lebensmittel, die mit Mineralölrückständen belastet sind, dürfen EU-weit nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Die EU muss daher so schnell wie möglich eine MOAH-Nulltoleranz-Regel für alle Lebensmittelkategorien im EU-Schadstoffrecht verankern. Erst dann sind Behörden zu entsprechenden Kontrollen verpflichtet und Produkte müssen bei Belastung aus den Supermarktregalen entfernt werden.

Es ist höchste Zeit, dass die EU-Kommission und die Regierenden aller 27 Mitgliedsstaaten handeln.

Petition hier unterzeichnen

Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH)

Aromatische Mineralöle (MOAH) werden als potenziell krebserregend, erbgutverändernd und hormonstörend eingestuft. Bei Substanzen mit krebserregendem Potenzial gibt es keine „sichere“ tägliche Dosis. Demzufolge hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgestellt, dass jeglicher Gehalt an aromatischen Kohlenwasserstoffen in Lebensmitteln ein Risiko darstellt.