Nachricht 11.06.2010

Ampel-Test: Viele rote Karten für WM-Produkte

Die Lebensmittelindustrie im WM-Fieber: Die Supermärkte sind voller Produkte in Ballform oder Schwarz-Rot-Gold, andere werden mit Sammelbildchen oder Deutschland-Flagge vermarktet. foodwatch hat 11 WM-Produkte mit der Ampelkennzeichnung versehen. Fazit: Viele gelbe und noch mehr rote Karten. Die meisten Lebensmittel wären im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung gar nicht spielberechtigt. Und bei der Nährwertdeklaration gibt es wenig Fairplay. Kein Wunder: Sportlich beworben werden vor allem Junk-Food und Soft Drinks.

2,7 Milliarden Euro gab die deutsche Ernährungsindustrie im Jahr 2009 für Reklame aus, mehr als jede andere Branche. Der größte Anteil (rund 20 Prozent) des Etats floss in die Werbung für Süßwaren und Knabber-Artikel. Trotz hoher Fett- und Zuckeranteile sollen diese möglichst sportlich daher kommen. Entsprechend voll sind die Supermarktregale derzeit mit Produkten zur Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika: Junk-Food in Ball-Form, Chips mit dem Konterfei von Nationalelf-Kapitän Philipp Lahm, Fruchtgummis in Schwarz-Rot-Gold.

Kooperationen mit dem DFB

Firmen kooperieren mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) oder setzen auf die Vorbildfunktion von Fußball-Stars, die gerade bei Kindern eine hohe Glaubwürdigkeit genießen. Und die geben sich dafür her, statt für ausgewogene Ernährung Werbung für Süßigkeiten und Fast Food zu machen. Wie gehaltvoll die Produkte sind, ist wenig transparent: Die Angaben werden durch Mini-Portionen künstlich kleingerechnet oder in kleinen, unübersichtlichen Tabellen versteckt. Bei der Nährwertinformation herrscht wenig Fairplay.

Viele rote Karten für die WM-Elf

foodwatch hat 11 WM-Produkte mit der Nährwert-Ampel versehen. Kein einziges kommt dabei ohne rote Karte aus – bei sieben Produkten stehen sogar je drei der vier Ampeln auf Rot. Vor allem der Zucker- und Fettgehalt muss bei vielen als hoch bewertet und dementsprechend rot gekennzeichnet werden. Im Durchschnitt kommen die 11 Produkte auf 409 Kalorien pro 100 Gramm bzw. Milliliter. Ein erwachsener Freizeitsportler müsste dafür etwa eine Halbzeit lang Fußball spielen, um allein diese 100 Gramm abzutrainieren. Die Details des Ampel-Tests in der Fotostrecke:

Mit den Signalfarben Rot-Gelb-Grün wird schnell klar: Würden Jogi Löws Nationalspieler die ganzen Produkte, für die sie werben, wirklich ständig als Zwischenmahlzeit verzehren, dann wäre schon in der Vorrunde Schluss. Es gibt bessere Aufstellungen als die von Ferrero, Mars & Co.!

Europaparlament stimmt über die Ampel ab

Besser aufgestellt wären die Verbraucher definitiv mit der Ampelkennzeichnung anstelle von Zahlen-Prozente-Wirrwarr in unübersichtlichen Tabellen. Ob es dazu kommt, bleibt so spannend wie die WM: Voraussichtlich am 16. Juni wird das Europäische Parlament über die Einführung der Ampelkennzeichnung abstimmen.