Agrosprit ist Irrsinn: Trotz drohender Knappheit werden weltweit Getreide und Ölpflanzen zu Treibstoff verarbeitet. Ein großer Teil landet in deutschen Tanks. Dagegen hat foodwatch mit der deutschen Umwelthilfe vor dem Bundesumweltministerium protestiert.
Die Bundesregierung muss die staatliche Förderung für Agrosprit sofort beenden. Das fordern foodwatch und die Deutsche Umwelthilfe bei einer Protestaktion vor dem Bundesumweltministerium (BMU). Saskia Reinbeck von foodwatch stellte gegenüber Staatssekretärin Dr. Christiane Rohleder (Bündnis 90/Die Grünen) klar:

„Es ist absolut unverantwortlich, dass tonnenweise Lebensmittel in Autotanks landen – und dieser Irrsinn noch immer staatlich gefördert wird. Die Bundesregierung kann und muss jetzt handeln und die schädliche Förderung von Agrokraftstoffen sofort beenden.“
Vor dem Ministerium betankten Aktivist:innen ein Auto aus einer Zapfsäule gefüllt mit Brot (das nach der Aktion weiterverteilt wurde). Die deutliche Botschaft: Kein Essen mehr in den Tank!
foodwatch Protestaktion vor dem Bundesumweltministerium
Nahrungsmittel statt Agrokraftstoffe
Durch den Krieg gegen die Ukraine werden Getreide- und Ölexporte aus Russland und der Ukraine stark einbrechen. Als Folge könnten laut Welternährungsorganisation bis zu 13 Millionen Menschen an Unterernährung leiden. Trotzdem wachsen in Deutschland Pflanzen zur Herstellung von Agrokraftstoffen auf einer Fläche, die dreimal so groß wie das Saarland ist. Stattdessen könnten dort Nahrungsmittel angebaut werden. Ein Ende der Agrosprit-Förderung wäre ein einfaches und schnelles Mittel, um die globalen Versorgungslücken sofort zu verringern. Umweltministerin Steffi Lemke, Agrarminister Cem Özdemir und Wirtschaftsminister Robert Habeck beraten derzeit über das Thema. Eine Entscheidung zum weiteren Umgang mit der staatlichen Agrokraftstoff-Förderung scheint kurz bevorzustehen.
Agrokraftstoffe werden herkömmlichem fossilem Diesel und Benzin beigemischt. Die Bundesregierung fördert Agrokraftstoffe, indem sie es Kraftstoffherstellern ermöglicht, die Beimischung auf die gesetzlich vorgeschriebene Treibhausgasminderungsquote anzurechnen. Da Agrokraftstoffe teurer sind als fossile Kraftstoffe, würden sie ohne staatliche Förderung nicht eingesetzt werden. Expert:innen kritisieren seit vielen Jahren, dass der Anbau von Pflanzen für Kraftstoff in Konkurrenz zur Produktion von Lebensmitteln steht und dass der Einsatz von Agrokraftstoffen aufgrund des immensen Flächenverbrauchs klimaschädlich ist.
Quellen und weiterführende Informationen
- DUH zu Agrokraftstoffen: „Hohe Klimakosten durch vermeintlich grüne Agrokraftstoffe“
- Studie des Ifeu-Instituts: „CO2-Opportunitätskosten von Biokraftstoffen in Deutschland“