Nachricht 10.08.2009

Staatliches „Ohne Gentechnik“ -Siegel eingeführt

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat heute ein offizielles Siegel für die „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung von Lebensmitteln vorgestellt. Ein erster richtiger Schritt – doch eine große Kennzeichnungslücke bleibt: Wurden Tiere mit transgenen Futterpflanzen gefüttert, muss dies bei Tierprodukten wie Milch oder Fleisch weiterhin nicht gekennzeichnet werden.

Mit der Aufschrift „Ohne Gentechnik“ können Hersteller bei tierischen Lebensmitteln signalisieren, dass die Tiere nicht mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden. Bereits zum 1. Mai 2008 hatte die Bundesregierung diese Kennzeichnung praktikabler gemacht. Mehr als ein Jahr hat es seitdem gedauert, bis nun ein einheitliches Siegel vorgestellt wurde, an dem sich die Verbraucher orientieren können. foodwatch hatte dies seit langem gefordert und bereits einen eigenen Entwurf vorgelegt.

Nur ein erster Schritt

Das offizielle Siegel ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, wenn auch nur ein sehr kleiner. Denn die Regelung bleibt freiwillig, wie bisher – und bisher gibt es kaum Lebensmittelhersteller, die ihre Produkte mit dem Hinweis "ohne Gentechnik" kennzeichnen. Die Industrie ist daher aufgefordert, das Siegel nun auch zu nutzen. Zur weiteren Bekanntmachung sollte die Bundesregierung zudem eine Informationskampagne wie bei der Einführung des Bio-Siegels starten.

Das größte Problem jedoch bleibt die Unverbindlichkeit der Regelung. foodwatch hat daher die Bundesregierung aufgefordert, sich für eine EU-weite „Mit Gentechnik“-Kennzeichnung für Tierprodukte einzusetzen. Bereits jetzt müssen Zutaten in Lebensmitteln gekennzeichnet werden, wenn sie zu mehr als 0,9 Prozent aus gentechnisch veränderten Pflanzen bestehen. Anders tierische Produkte, wenn bei ihrer Herstellung gentechnisch veränderte Futtermittel eingesetzt wurden. Diese Kennzeichnungslücke muss geschlossen werden. Verbraucher dürfen nicht länger ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen zu Unterstützern von Gentechnik auf dem Acker gemacht werden, wenn sie entsprechende Tierprodukte kaufen.

Was das neue Siegel bedeutet

Das staatliche Siegel kann also nur ein Anfang sein. Wenn ein Tierprodukt dieses Siegel trägt, bedeutet dies: Hier kamen keine gentechnisch veränderten Pflanzen in den Futtertrog. Für die Herstellung dieses Lebensmittels wurden keine gentechnisch veränderten Pflanzen auf den Äckern angebaut./typo3/

Das „Ohne Gentechnik“-Siegel bedeutet jedoch nicht den Verzicht  auf  Futterzusätze wie Aromen und Vitamine, die in geschlossenen Industrieanlagen mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen (wie zum Beispiel Bakterien) hergestellt wurden. Diese Futterzusätze enthalten keine gentechnisch veränderte Erbsubstanz, sie sind chemisch identisch mit Zusätzen, die durch andere biochemische Verfahren industriell hergestellt wurden.