Nachricht 30.06.2006

Lebensmittelindustrie legt GDA-Richtlinien vor

Der europäische Lobbyverband der Lebensmittelindustrie CIAA will eine freiwillige Kennzeichnung nach dem eigenen Modell – ein verpflichtendes Nährwert-System soll ebenso verhindert werden wie die Ampel.
In einem Positionspapier hat sich der Europäische Verband der Lebensmittelindustrie CIAA für Nährwertangaben „auf einer freiwilligen, selbstregulierenden“ Basis ausgesprochen und den Herstellern dafür das GDA-System empfohlen. „Die Verwendung von Grün, Gelb und Rot zur Hervorhebung des Nährwerts einzelner GDA-Werte soll vermieden werden.“ Gleichzeitig legte die CIAA erstmals offizielle (unverbindliche) Richtlinien für eine GDA-Kennzeichnung vor. Basis für die GDA-Werte ist das EU-Projekt EURODIET aus den Jahren 1998 bis 2000. Dafür hatte die Europäische Kommission die Universität von Kreta beauftragt, europaweit einheitliche Ernährungsziele für die Bevölkerung zu erarbeiten. Ergebnis des Projektes waren Empfehlungen, wie viel Prozent der täglichen Energiezufuhr durch Kohlenhydrate (>55%), Fett (<30%) etc. gedeckt werden sollten. Einen Richtwert für den täglichen Zuckerkonsum gibt EURODIET nicht an – und auch keinen absoluten Wert über die empfohlene Energiezufuhr.

Industrie verändert wissenschaftliche Empfehlungen

Allerdings wurden die Ergebnisse der kretischen Wissenschaftler von der CIAA interpretiert und ohne Beteiligung der für EURODIET zuständigen wissenschaftlichen Einrichtungen ergänzt. So entwickelte die CIAA eine eigene Zucker-Empfehlung auf Basis von der tatsächlichen Gesamtzuckeraufnahme der Bevölkerung, von typischen Zuckergehalten in Früchten und Milch sowie von Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die Energieaufnahme über zugesetzten Zucker auf einen Anteil von 10 Prozent an der Gesamt-Energieaufnahme zu beschränken. Die GDA-Empfehlung für einen Zuckerkonsum von täglich 90 Gramm (bezogen auf eine durchschnittliche Frau) ist daher wissenschaftlich mehr als umstritten.