Nachricht 06.07.2011

EU: Industrie verhindert weiterführende Herkunftsangaben

Eigentlich wollte das Europäische Parlament mehr Transparenz über die Herkunft von Lebensmitteln vorschreiben. Doch dann startete die Industrie eine Lobby-Initiative – mit Erfolg: In der Schlussabstimmung lehnten die Abgeordneten eine weiterführende Herkunftskennzeichnung heute mehrheitlich ab.

In seinem Beschluss für eine neue Lebensmittelinformationsverordnung hat das Europäische Parlament heute gegen weitergehende Herkunftsangaben gestimmt. Nur bei Frischfleisch soll die Angabe der Herkunft Pflicht werden. Verbraucher werden dagegen weiterhin nicht erfahren, in welcher Region die Kühe auf der Weide standen, deren Milch sie kaufen; sie werden nicht erfahren, woher das Fleisch stammt, aus dem die Wurst ist oder woher die Erdbeeren in der Marmelade kommen.

Lobby-Initiative der Industrie macht sich bezahlt

Echte Transparenz über die Herkunft der wichtigsten Zutaten ist EU-weit damit erst einmal vom Tisch. Das sah bei der ersten Lesung des Kennzeichnungsgesetzes im Juni 2010 noch anders aus. Die Parlamentarier hatten sich für verpflichtende Herkunftsangaben auch für Milch und Milchprodukte sowie für Produkte, die hauptsächlich aus einer Zutat bestehen, ausgesprochen. Bei Fleisch und Fisch sollte es auch dann Angaben zur Herkunft geben, wenn diese in verarbeiteten Produkten stecken. Die Lebensmittelindustrie war empört – und legte einen Schwerpunkt ihrer Lobbyarbeit zur Lebensmittelinformationsverordnung auf die Verhinderung von mehr Transparenz bei den Herkunftsangaben. 

Dies hat Wirkung gezeigt: Im als „Trilog“ bezeichneten Einigungsprozess zwischen Europäischem Parlament, mit Ministerrat und EU-Kommission wurden alle Herkunftsangaben außer zu Frischfleisch wieder gekippt, alle weiteren Fragen werden in den nächsten Jahren von der Kommission in Arbeitsgruppen geprüft. Der Spitzendverband der deutschen Lebensmittelindustrie begrüßte das heutige Votum in einer Pressemitteilung.