Pressemitteilung 23.05.2019

foodwatch fordert: Edeka, Rewe und Co. dürfen nicht länger Fleisch von betäubungslos kastrierten Ferkeln verkaufen

  • Umfrage unter großen Handelskonzernen: Nur Lidl schließt für Lieferanten betäubungslose Ferkelkastration aus

foodwatch hat die großen Supermarkt-Ketten aufgefordert, kein Schweinefleisch mehr von betäubungslos kastrierten Ferkeln zu verkaufen. Rewe, Edeka & Co. müssten bei Ihren Lieferanten klar vertraglich festlegen, solche Produkte nicht länger zu dulden, forderte die Verbraucherorganisation. Bisher macht von den großen Handelskonzernen nach eigenen Angaben nur Lidl seinen Lieferanten entsprechende Vorgaben, wie eine foodwatch-Umfrage unter den Unternehmen zeigt. Dabei gebe es längst schmerzfreie Alternativen wie die Impfung männlicher Ferkel gegen den strengen Geruch, die sogenannte Immunokastration, kritisierte foodwatch.

„Obwohl es ein klarer Verfassungsbruch ist, hat die Politik die betäubungslose Ferkelkastration bis 2021 für legal erklärt. Die großen Supermarktketten können die grausame Praxis sofort stoppen, indem sie einfach kein Fleisch mehr verkaufen, das unter solch tierschutzwidrigen Bedingungen produziert wurde“, erklärte Matthias Wolfschmidt, Veterinärmediziner und internationaler Kampagnendirektor von foodwatch. Die Verbraucherorganisation startete unter <link http: www.aktion-ferkelkastration.foodwatch.de>www.aktion-ferkelkastration.foodwatch.de eine Online-Protestaktion, die an Aldi Nord und Süd, Norma, Edeka, Rewe, Globus, Alnatura, Kaufland und Real gerichtet ist. Alle diese Handelskonzerne gaben an – mindestens teilweise, etwa bei Aktionsware – nach wie vor Fleisch von Schweinen, die betäubungslos kastriert wurden, anzubieten. Nur Lidl schließt eigenen Angaben zufolge bereits seit 2016 vertraglich mit allen Lieferanten aus, solches Fleisch zu vermarkten.

Das betäubungslose Kastrieren von Ferkeln sollte eigentlich seit diesem Jahr nicht mehr erlaubt sein. Der Deutsche Bundestag hat das Verbot allerdings im Dezember 2018 um weitere zwei Jahre verschoben. In Deutschland werden jährlich etwa 20 Millionen männliche Ferkel geboren und meist ohne Betäubung kastriert. Damit soll verhindert werden, dass ihr Fleisch später den sogenannten Ebergeruch annimmt. Als Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration stehen aktuell drei Methoden zur Verfügung: die Kastration mit Betäubung, die Jungebermast und die Impfung gegen Ebergeruch (Immunokastration). Bei der seit 2009 in der EU zugelassenen Immunokastration müssen die Schweine zweifach geimpft werden, um die Bildung der Hauptverursacher des Ebergeruchs zu unterdrücken.

Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (Friedrich-Loeffler-Institut), das dem Bundesernährungsministerium von Julia Klöckner unterstellt ist, bewertet die Impfung gegen Ebergeruch aus tierschutzfachlicher Sicht als „die mit Abstand geeignetste Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration“. Die Belastung der Tiere sei vergleichsweise gering und es gebe keine Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher.

foodwatch hatte bei den Handelskonzernen Aldi Nord und Süd, Norma, Edeka, Rewe, Globus, Alnatura, Kaufland, Lidl und Real abgefragt, inwiefern es Vorgaben für Lieferanten zur betäubungslosen Ferkelkastration gibt.