Adieu 1,5 Grad-Ziel

Hallo,


über eine Billion Euro an Steuergeldern hat die EU seit der Jahrtausendwende in die Landwirtschaft gepumpt ─ doch diese gigantischen Subventionen hatten nachweislich keine positiven Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Tiere. Wird mit der neuen Bundesregierung jetzt alles besser? Wohl kaum …

Wir haben uns die Vorschläge zur Agrarpolitik im Ampel-Koalitionsvertrag genau angeschaut und sind - leider - aus dem Staunen nicht herausgekommen.

Beispiel Klimaschutz: Wie will die neue Regierung eigentlich das 1,5-Grad-Klimaziel erreichen? Vermutlich durch Zauberei. Denn anders ist nicht zu erklären, dass im Landwirtschafts-Kapitel des Koalitionsvertrags keine klare Ansage darüber steht, wie die Tierbestände in Deutschland reduziert werden können. Warum das so wichtig ist? Weil etwa 75 % der Treibhausgaswirkungen der gesamten Landwirtschaft auf die Tierhaltung zurückgehen! Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, muss deshalb die Zahl der Nutztiere massiv sinken. Sonst kann das nichts werden mit dem 1,5-Grad-Ziel!

Damit das klimapolitische Durchwursteln auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder unter Rot-Grün-Gelb nicht klammheimlich weitergeht, bitte ich Sie, foodwatch zu unterstützen.

Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass wir die neue Regierung agrarpolitisch auf den richtigen Kurs bringen. Was ich Ihnen aber versprechen kann: Bei foodwatch gibt es keinen Ampelbonus. Wir sagen, was ist und was wir nach bestem Wissen für richtig halten in der Agrar-, Ernährungs- und Umweltpolitik. Wir können das, denn wir nehmen kein Geld vom Staat. Das macht uns politisch unabhängig.

Auch das Thema Tierschutz ist ein Trauerspiel. Im Koalitionsvertrag findet sich lediglich ein ungeeignetes „Tierwohl“-Label auf freiwilliger Basis. Das bedeutet: Tierschutz soll den Kaufentscheidungen der Verbraucher:innen überlassen werden. Tierschutz muss jedoch für ALLE Tiere gelten. Noch fataler: Die neue Regierung will zulassen, dass Verstümmelungen und Amputationen, Sauenkäfige oder Betonspaltenböden nach wie vor erlaubt sind!

Anstatt Marketing-„Tierwohl“ brauchen die Tiere echten, messbaren Tierschutz, für den wir alle beim Kauf tierischer Lebensmittel die angemessenen Preise zahlen werden. Bitte unterstützen Sie uns dabei, der Ampelregierung klarzumachen , dass konsequenter Tierschutz in der Landwirtschaft überfällig ist – und dass wir weder Ausreden noch Öko-Märchen gelten lassen.

Die Verantwortlichen in der Ampel sind besonders stolz auf die vielen jungen Wähler:innen. Im Koalitionsvertrag wimmelt es jedoch von agrarpolitischen Formelkompromissen, die von vorgestern sind und mit denen noch mehr Zeit vergeudet wird, die uns längst fehlt. Zukunft und Generationengerechtigkeit gehen anders. Zukunftsfähige Agrarpolitik ist europäisch und duldet keinen Aufschub.

Deshalb an dieser Stelle eine persönliche Aufforderung an die Ampel-Regierung:

  • Zwingen Sie die Landwirtschaft in der EU zu echtem Klimaschutz. Führen Sie eine den jeweiligen CO2-Emissionen angepasste und kontinuierlich steigende CO2-Abgabe auf tierische Produkte ein, damit die Tierzahlen sinken.
  • Machen Sie Tierschutz EU-weit überprüfbar. Verbieten Sie alle Amputationen, nicht-kurativen Eingriffe, tierschutzwidrigen Fütterungs-, Aufzucht- und Haltungsverfahren.
  • Drängen Sie mit allen Ihren Möglichkeiten die EU-Kommission, dafür zu sorgen, dass europäischer Klima- und Tierschutz durch Importkontrollen gegen Billigimporte aus Drittstaaten geschützt wird!
  • Verhindern Sie, dass Fleisch-, Milch-, Ernährungsindustrie und die mächtigen Handelskonzerne insbesondere kleine und mittlere Betriebe in den Ruin treiben.

Liebe foodwatch-Interessierte, die Ampel wird einen der einflussreichsten Mitgliedstaaten in der EU regieren. Sie kann (und muss) viel mehr leisten, als im Koalitionsvertrag steht. Mit Ihrer Unterstützung werden wir sie bei jeder passenden Gelegenheit daran erinnern. Die Zeit der Ausreden ist vorbei!

Vielen Dank für Ihre Unterstützung
und herzliche Grüße


Matthias Wolfschmidt
Internationaler Strategiedirektor von foodwatch