Nachricht 26.02.2003

foodwatch-Test: Kartoffelchips hoch mit Acrylamid belastet

Chipshersteller hatten einen Rückgang der Acrylamidbelastungen in ihren Produkten um 15 Prozent als Erfolg gewertet. Jetzt zur Faschingszeit werben sie wieder intensiv um Käufergunst. Eine aktuelle Untersuchung von foodwatch dokumentiert jedoch: Nach wie vor sind Chips sehr hoch mit Acrylamid belastet.

Ein Vergleich der Messungen vom Februar 2003 mit Untersuchungen vom Juli 2002 zeigt: Sechs von sieben Produkten sind heute gleich oder gar höher belastet. foodwatch hat jeweils zwei Proben von zehn verbreiteten Kartoffelchips-Produkten ins Labor gebracht. Die Ergebnisse sind ernüchternd:

  • 9 von 20 Proben weisen Acrylamid-Werte von über 1.000 Mikrogramm pro Kilogramm auf
  • Bekannte Produkte wie "Chio Chips Red Paprika", "Pringles Paprika", oder "Rusti Crusti Croc paprika" sind stark belastet, ebenso die Bio-Chips des belgischen Herstellers "Tra'fo NV Belgie"
  • der niedrigste Messwert lag bei 365, der höchste bei 2.871 Mikrogramm pro Kilogramm (Messungen durch das Naturwissenschaftliche Forschungs- und Untersuchungslaboratorium NAFU, Berlin)

In einem Brief vom 15. Januar 2003 teilte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) foodwatch dagegen mit: "Der Acrylamid-Gehalt von Kartoffelchips liegt derzeit durchschnittlich zwischen 500 und 600 Mikrogramm pro Kilogramm (...)." foodwatch sieht hierin eine Irreführung: Verbrauchern wird die Möglichkeit vorenthalten, durch gezielte Produktwahl die Acrylamidbelastung zu senken. Hersteller und Handel müssen endlich die Belastungswerte veröffentlichen.

Kinder und Jugendliche besonders gefährdet

Aufgrund des Konsumverhaltens hält das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) besonders Kinder und Jugendliche für gefährdet: "Die Acrylamid-Belastung könnte daher zwei- bis dreifach höher sein als beim Erwachsenen", schätzt das BfR. Zur Karnevalszeit werden Chips von Handel und Herstellern intensiv beworben. Kinder und Jugendliche sind eine wichtige Zielgruppe für die Knabberartikel-Industrie, wie die Spots und Internetseiten der Hersteller zeigen.