Nachricht 30.04.2004

Monsanto stellt Forschung an Gen-Weizen ein

Wegen mangelnder Nachfrage: Der US-amerikanische Saatgutkonzern Monsanto hat seine Forschungen an gentechnisch verändertem Weizen eingestellt. Aufgrund der verpflichtenden Produktkennzeichnung gebe es keine Marktchancen für Gen-Weizen in Europa, die US-Farmer würden darauf sitzen bleiben.

Amerikanischer Weizen wandert direkt in europäische Lebensmittel. Würde genveränderter Roundup Ready-Weizen verwendet, müssten die Lebensmittel in Deutschland als gentechnikhaltig gekennzeichnet werden. Wegen der Kennzeichnungspflicht sieht die Lebensmittelindustrie für Gen-Weizen jedoch in Europa keine Marktchancen. Denn europäische Verbraucher lehnen Gentechnik im Essen ab.

Das Saatgut wäre im Falle einer Markteinführung der erste genmanipulierte Weizen der Welt gewesen. Bei Baumwolle, Mais und Raps ist die Anwendung von Gentechnik schon lange Praxis. Da Weizen aber im Gegensatz zu den anderen Feldfrüchten, die für Tierfutter oder die Textilindustrie verwendet werden, ein direkter Bestandteil von Lebensmitteln ist, und damit gekennzeichnet werden müsste, rechnete sich der Agrokonzern Monsanto geringe Chancen für sein Produkt aus.

Markt funktioniert nicht ohne Kennzeichnung

Für Futterpflanzen aber gibt es diesen regulativ wirkende Marktmechanismus nicht: Hier können Verbraucher durch ihr Einkaufsverhalten keinen Einfluss auf den Markt nehmen. Denn bei Milch, Fleisch und Eier erfahren sie nicht, ob für die Herstellung gentechnisch veränderte Futterpflanzen verwendet wurden. Dafür sorgt die EU-Kennzeichnungslücke für tierische Produkte.

Die USA sind der größte Sojaproduzent der Welt. Das Weizen-Beispiel zeigt, dass die Kennzeichnung tierischer Produkte die Absatzmärkte US-amerikanischer Sojaproduzenten und Saatgutkonzerne ernsthaft bedrohen könnte. Denn die Verbraucher würden wahrscheinlich Fleisch, das ohne gentechnisch veränderte Futterpflanzen erzeugt worden ist, bevorzugen. Die Futterindustrie würde deshalb Soja ohne Gentechnik nachfragen.  Deshalb fordert foodwatch eine Positivkennzeichnung für alle Lebensmittel, in denen Gentechnik enthalten ist.