Nachricht 10.05.2014

Der Verdauungs-Schwindel ist zurück

„Bleibt nur zu hoffen, dass Activia auch in Zukunft schwindelfrei bleibt“, schrieben wir an dieser Stelle am 22. Mai 2012. Nun zeigt sich: Danone kann es einfach nicht lassen und schwindelt weiter – massivem Verbraucherprotest zum Trotz.

Vom Etikettenschwindel zum ehrlichen Produkt

Jahrelang wurde Activia mithilfe von wissenschaftlichen Studien geradezu als Gesundheitswunder beworben – als könne der Joghurt mal eben die Verdauung regulieren. Minimale messbare Effekte wurden in der Werbung maximal aufgeblasen, um den Verbrauchern das Geld aus der Tasche zu ziehen – Activia kostet etwa drei Mal so viel wie normaler Naturjoghurt.

Nach massiven Verbraucherprotesten, sinkenden Imagewerten, einem zweiten Platz bei der Wahl zum „Goldenen Windbeutel“ für die dreisteste Werbelüge des Jahres 2011 und einer neuen EU-Verordnung (Health Claims-Verordnung) – die der Werbung mit „Probiotika“ einen Riegel vorschiebt – hat Danone seinen Activia-Joghurt zeitweise als das verkauft, was er wirklich ist: als ganz normalen Joghurt. Ganz ohne Gesundheits-Schubidu und Marketinghülsen. Das haben wir hier an dieser Stelle als Erfolg gefeiert. Doch seit der neuesten Activia-Werbekampagne ist klar: Danones Ehrlichkeit war nicht von langer Dauer.

Vom ehrlichen Produkt zurück zum Etikettenschwindel

Die neue Werbekampagne zieht alle Register, um Activia (wieder) als Verdauungs-Joghurt zu positionieren. „Activia hilft Ihnen, sich von innen heraus wohlzufühlen“, heißt es nun im neuen TV-Spot. „Lächelt ihr Bauch, lächeln auch Sie. Activia – wohlfühlen kommt von innen.“ Passend dazu tanzt die neue Werbefigur Shakira einen Bauchtanz. Auf der Website schlussfolgert Danone: „Der kleine Beitrag für Ihr inneres Wohlbefinden (…) unterstützt (…) Sie dabei, unbeschwert durch den Tag zu gehen.“ Und selbstverständlich wird auch auf der Verpackung noch immer prominent auf die „ActiRegularis-Kulturen“ verwiesen.

Na, klingelt's? Weil es nicht mehr erlaubt ist, unverblümt „bringt Ihre Verdauung in Schwung“ zu versprechen, kommt Danone nun mit einem Bauchtanz um die Ecke. Die Kampagne ist neu, die Botschaft ist die alte. Verbrauchertäuschung scheint bei Danone nicht nur Tradition, sondern auch Zukunft zu haben. Ganz ähnlich verhält es sich beim Schwesterprodukt Actimel, wie Sie hier nachlesen können

Die Health Claims-Verordnung macht’s möglich

Eigentlich sollte die europäische Health Claims-Verordnung Irreführung mit Gesundheitsversprechen verhindern. Gesundheitsbezogene Werbeversprechen für Lebensmittel dürfen seit Ende 2012 nicht ohne Zustimmung der EU gemacht werden. Immerhin: Bis heute existiert kein zugelassener Werbespruch für Probiotika – weshalb Danone die ursprüngliche Werbung auch einstampfen musste. Das Problem: Die EU-Verordnung enthält so viele Schlupflöcher, dass die Lebensmittelindustrie längst Wege gefunden hat, die Verbraucher weiterhin zu täuschen. Danone ist dafür das beste Beispiel.

Activia trägt neuerdings einen offiziell zugelassenen Health Claim: „Calcium trägt zu einer normalen Funktion der Verdauungsenzyme bei.“ Dass Joghurt, der ja aus Milch hergestellt wird, immer Calcium enthält, ist zwar eine Selbstverständlichkeit. Aber zum Glück für Danone reicht das Calcium für einen legalen Gesundheitsspruch. In der Werbung darf dieser zugelassene Health Claim aufgeblasen werden, zu Sprüchen wie „Activia hilft Ihnen, sich von innen heraus wohlzufühlen“ oder „Lächelt ihr Bauch, lächeln auch Sie“. Danone darf also weiterhin suggerieren, Activia könnte die Verdauung regulieren – und damit weiterhin den Verbrauchern das Geld aus der Tasche ziehen. Zur Erinnerung: Activia kostet etwa das Dreifache eines normalen Naturjoghurts - der selbstverständlich auch Calcium enthält.

Und das ist nur die Spitze des Eisbergs: Selbst Süßigkeiten und Soft-Drinks dürfen mit Gesundheitsversprechen werben, sobald ihnen bestimmte Vitamine zugesetzt sind. Das hilft den Verbrauchern wohl kaum, eine gesündere Wahl zu treffen – wie es das eigentliche Ziel des Gesetzes war. Aus Sicht von foodwatch ist die Health Claims-Verordnung gescheitert. Gesundheitsversprechen haben auf Lebensmittel nichts verloren! Schreiben Sie jetzt an den zuständigen EU-Kommissar und setzen sich für ehrliche Lebensmittel ohne Gesundheits-Schwindel ein: