Nachricht 17.10.2018

Neues Bündnis mit der AOK: „Aktion weniger Zucker“

foodwatch hat sich mit dem AOK-Bundesverband, der Deutschen Allianz Nicht-übertragbare Krankheiten (DANK), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und dem Ethnomedizinischen Zentrum in dem Bündnis „Aktion weniger Zucker“ zusammengeschlossen. Auf dem zweiten Zuckerreduktionsgipfel der AOK hat sich die „Aktion weniger Zucker“ vorgestellt. Das Bündnis fordert wirksame politische Maßnahmen zur Prävention von Fehlernährung. 

Die Organisationen fordern konkret vier Maßnahmen, um den hohen Zuckerkonsum zu senken und eine gesunde Ernährung zu fördern:

  1. Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für zuckerreiche oder andere hochkalorische Lebensmittel
  2. Für alle Bevölkerungsgruppen verständliche Lebensmittelkennzeichnung
  3. Steuerliche Anreize für die Lebensmittelindustrie, gesündere Rezepturen zu entwickeln
  4. Verbindliche Standards für die Kita- und Schulverpflegung

Ziel ist, dass der Zuckergehalt von Lebensmitteln tatsächlich messbar sinkt und damit auch der Gesamtzuckerkonsum der Bevölkerung. 

Bundesregierung setzt auf Freiwilligkeit

Mehr als jeder zweite Erwachsene in Deutschland ist übergewichtig, fast jeder vierte gilt als fettleibig. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von einer „Fettleibigkeitsepidemie“. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung: Das Lebensmittelangebot hat sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv gewandelt. Zucker- und fettreiche Lebensmittel sind jederzeit verfügbar, oft billiger als gesundes Essen und werden massiv beworben. Doch statt wirksame gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen, setzt die Bundesregierung auf Gespräche mit der Industrie und eine freiwillige Selbstverpflichtung. Erst vor zwei Tagen hat Bundesernährungsministerin Julia Klöckner eine sogenannte Grundsatzvereinbarung mit Wirtschaftsverbänden präsentiert, mit der sie unter anderem den Zuckergehalt von Lebensmitteln senken will. Doch die Vereinbarung überlässt es den Herstellern, selbst Ziele und Maßnahmen für die Förderung gesunder Ernährung festzulegen.

„Statt weiter darauf zu hoffen, dass die Industrie freiwillig ein bisschen weniger Zucker in ihre Produkte mischt, muss Bundesernährungsministerin Julia Klöckner endlich die Branche in die Pflicht nehmen. Wir brauchen nicht nur freundliche Empfehlungen an die Hersteller, sonder klare Anreize: Eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung, gesetzliche Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung und auch Steuern für gesündere Rezepturen. Dafür setzen wir uns nun auch in dem Bündnis 'Aktion weniger Zucker' ein.“
Oliver Huizinga Leiter Recherche und Kampagnen, foodwatch

Bündnis fordert gesetzliche Maßnahmen

Durch die Arbeit im Bündnis wollen die vier Organisationen erreichen, dass die Politik endlich wirksame Maßnahmen ergreift um eine gesunde Ernährung zu fördern. Dabei wollen sich die Partner zunächst auf den zu hohen Zuckergehalt in Fertigprodukten und sogenannten Erfrischungsgetränken konzentrieren. Denn schon ein Zuckergetränk am Tag erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit. Und noch immer ist mehr als jedes zweite Getränk in Deutschland überzuckert, wie eine aktuelle Marktstudie von foodwatch gezeigt hat.