Nachricht 18.09.2019

EU-Landwirtschaft verursacht Klimaschäden von 77 Milliarden Euro

shutterstock

Die Landwirtschaft in der Europäischen Union verursacht enorme Klima- und Umweltschäden. Allein die CO2-Emissionen der Landwirtschaft haben Klimakosten in Höhe von 77 Milliarden Euro pro Jahr zur Folge. Das zeigt eine im Auftrag von foodwatch durchgeführte Auswertung zahlreicher wissenschaftlicher Studien.

foodwatch hatte in einer sogenannten Meta-Studie zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu den sogenannten negativen externen Effekten der Landwirtschaft analysieren lassen. Darunter versteht man Kosten, die durch landwirtschaftliche Produktion zum Beispiel in der Umwelt entstehen – die aber nicht von den Verursachern, sondern von der Allgemeinheit getragen werden. Die Studienauswertung zeigt, „wie enorm die externen Effekte der Landwirtschaft“ sind, insbesondere auf das Klima. Allein durch den CO2-Effekt der EU-Landwirtschaft würden sich umgerechnet externe Kosten in Höhe von ca. 77 Milliarden Euro pro Jahr ergeben, wenn man den vom Umweltbundesamt vorgeschlagenen CO2-Preis von 180 € pro Tonne zugrunde legt. Zum Vergleich: Das sind weit mehr als die jährlich in der EU ausgeschütteten 55 Milliarden Steuergelder für Agrarsubventionen. 

Wer Klimaschäden verursacht, soll auch dafür zahlen

Das Problem ist: Diese Umweltkosten spielen in der Agrarpolitik bisher kaum eine Rolle. foodwatch forderte daher die Bundesregierung vor der Sitzung des Klimakabinetts und dem globalen Klimastreik an diesem Freitag auf, konkrete CO2-Einsparvorgaben für die Landwirtschaft zu formulieren. Um Anreize zu schaffen, möglichst klimafreundlich zu produzieren, muss zudem das Verursacherprinzip angewendet werden: Die Landwirtschaft muss für die von ihr verursachten Klima- und Umweltschäden aufkommen. Das würde umweltfreundlich erzeugte Produkte günstiger machen als solche, deren Produktion hohe Umweltschäden verursacht.

Mit ihrer Überproduktion an Fleisch und mit unnötig klimaschädlichen Anbaumethoden ist die heutige Landwirtschaft eine riesige CO2-Schleuder – und der Staat fördert das fehlgeleitete Wirtschaften auch noch mit Milliardensubventionen.
Martin Rücker foodwatch-Geschäftsführer

Vor allem Tierhaltung ist problematisch

Externe Kosten entstehen in der Landwirtschaft nicht nur durch den CO2-Ausstoß. Auch Grundwasser oder Flüsse und Seen werden zum Beispiel durch Pestizide oder Gülle aus der landwirtschaftlichen Produktion belastet. Wasserbetrieben und Kläranlagen entstehen so hohe Mehrkosten. Hauptverursacher der Umweltkosten sind Betriebe der hochintensiven konventionellen Landwirtschaft, insbesondere im Bereich Tierhaltung. Hier sind zum Beispiel der energieintensive Futtermittelanbau und die Betreibung von Ställen und Belüftungssystemen ein Problem. Bei pflanzlichen Produkten sind die negativen externen Effekte deutlich geringer. 

Die Bio-Landwirtschaft allein ist allerdings auch keine Lösung. Das hatte foodwatch bereits 2008 in einer umfangreichen Studie belegt. Insgesamt hat die Bio-Landwirtschaft zwar ökologische Vorteile gegenüber der konventionellen, die Klimabilanz etwa in der Bio-Fleischproduktion kann zum Teil jedoch sogar schlechter sein als in der konventionellen Produktion.