Nachricht 17.04.2020

Protestaktion: Bayer-Monsanto & Co. müssen Export hochgiftiger Pestizide stoppen!

Chemiekonzerne wie Bayer-Monsanto, BASF und Syngenta nutzen die laxen Regulierungen in vielen Nicht-EU-Ländern aus und machen dort Profit mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Pestiziden, die in der EU längst verboten sind. foodwatch fordert: Produktion und Export hochgiftiger Pestizide müssen aufhören! 

Bayer-Monsanto, BASF und Syngenta zählen zu den größten Chemiekonzernen in Europa. Die „großen Drei“ produzieren knapp die Hälfte der in der EU registrierten Pestizide – und verkaufen weiterhin hochgiftige Substanzen, die in Europa längst verboten sind, in alle Welt, vor allem in Länder des Globalen Südens. Möglich machen das Doppelstandards in der EU-Pestizid-Verordnung: Selbst Substanzen, die in der EU wegen Gefahren für Menschen, Tiere und Umwelt verboten sind, dürfen in Europa für den Export produziert werden. Europäische Konzerne können also die Standards, die aus guten Gründen für den Gesundheitsschutz von Europäerinnen und Europäern gelten, einfach unterlaufen, wenn es das Exportgeschäft und damit die Menschen im Globalen Süden betrifft – ein Skandal!

Über eine Online-Petition  fordert foodwatch BASF, Bayer-Monsanto und Syngenta auf, die Produktion und den Export dieser Stoffe sofort zu stoppen.

In der EU verbotene Ackergifte sind anderswo auf der Welt nicht weniger schädlich – BASF, Bayer-Monsanto und Syngenta müssen aufhören, Profit auf Kosten von Gesundheit und Umwelt in den Ländern des Globalen Südens zu machen.
Manuel Wiemann foodwatch

Schätzungen rechnen mit Hunderttausenden Toten

Die Länder, in welche die Pestizide exportiert werden, müssen lediglich über den Handel mit den hochgefährlichen Stoffen informiert werden. Dies hält Bayer-Monsanto & Co. jedoch nicht davon ab, die schädlichen Pestizide auf lokaler Ebene zu bewerben. Leidtragende sind vor allem Bäuerinnen und Feldarbeiter in Entwicklungs- und Schwellenländern, die mit den Giftstoffen in Kontakt kommen. 

Die Weltgesundheitsorganisation sprach 2018 von einem großen Gesundheitsproblem. Die Vereinten Nationen verweisen in einem offiziellen Dokument aus dem Januar 2017 ohne nähere Einordnung auf weltweit geschätzte 200.000 Todesfälle durch akute Pestizid-Vergiftungen jedes Jahr. Grundlage für die Angabe ist eine Studie aus dem Jahr 1985, die auf Basis einer Hochrechnung von jährlich 2,9 Millionen akuten Pestizidvergiftungen weltweit, davon rund 220.000 mit Todesfolge ausgeht. Den größten Anteil daran machen Suizide mit den gerade in armen Regionen leicht verfügbaren Pestiziden aus. Weil die Pestizid-Konzerne die von ihnen angerichteten Schäden nicht dokumentieren müssen, gibt es keine verlässlichen, aktuellen Daten zu den pestizid-bedingten Vergiftungs- und Todesfällen.

Es gibt – mit denselben Unsicherheiten behaftet – auch Studien oder Schätzungen, die von noch deutlich größeren Opferzahlen ausgehen. Das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) bilanzierte im Jahr 2005: „Jedes Jahr werden Millionen Menschen durch Pestizide vergiftet. Hunderttausende davon sterben. Über das tatsächliche globale Ausmaß jährlicher Pestizid-Vergiftungen liegt kein gesichertes Datenmaterial vor. […] Da zudem die Dunkelziffer sehr hoch ist, kann man von einer erheblich höheren Anzahl von Vergiftungen und Todesfällen ausgehen, als in den Studien angegeben.“ 

„Systematische Leugnung“ 

Zu der mangelhaften Datenlage heißt es in dem Dokument der Vereinten Nationen: „Während die wissenschaftliche Forschung die schädlichen Auswirkungen von Pestiziden bestätigt, stellt der Nachweis eines definitiven Zusammenhangs zwischen der Exposition und menschlichen Krankheiten oder Zuständen oder der Schädigung des Ökosystems eine beträchtliche Herausforderung dar. Diese Herausforderung wird durch die von der Pestizid- und Agroindustrie angeheizte systematische Leugnung des Ausmaßes der durch diese Chemikalien verursachten Schäden noch verschärft, und aggressive, unethische Marketing-Taktiken bleiben unangefochten.“

Pestizid-Bumerang zurück nach Europa

Das Problem betrifft aber auch uns ganz direkt. Denn wie bei einem Bumerang landen Rückstände der hochgiftigen Stoffe über importierte Lebensmittel auch hierzulande wieder auf den Tellern von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Laut dem Pestizid-Report 2018 der Europäischen Behörde für Lebensmittsicherheit wurden Rückstände verbotener Pestizide in Deutschland unter anderem auf Spargel (Chlorate und Chlorfenapyr), Grünkohl (Chlorpropham, Chlorate and Thiacloprid) und Reis nachgewiesen (Thiamethoxam, Triazophos and Tricyclazol). Das Europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel warnte 2020 für den deutschen Markt etwa vor verbotenen Pestiziden auf Birnen aus China, Auberginen aus der Dominikanischen Republik, eingelegten Weinblättern aus Ägypten und Grünem Tee aus Georgien.

Nachtrag 21. April 2020: In einer früheren Version dieser Nachricht hatten wir ohne nähere Erläuterungen geschrieben, dass jedes Jahr allein an Pestizidvergiftungen 200.000 Menschen sterben. Die Angabe stammt aus einem offiziellen Dokument der Vereinten Nationen von 2017 und wird dort nicht näher eingeordnet. Im Text haben wir die nötigen Hintergründe für diese Angabe ergänzt.