Danone steigt aus Nutri-Score aus – foodwatch kritisiert Lebensmittelkonzern und fordert verpflichtende Ampelkennzeichnung
Die Entscheidung des Lebensmittelkonzerns Danone, Teile seines Sortiments künftig nicht mehr mit dem Nutri-Score zu kennzeichnen, ist bei der Verbraucherorganisation foodwatch auf scharfe Kritik gestoßen. In einer E-Mail an foodwatch kündigte Danone Frankreich an, „den Nutri-Score ab September 2024 schrittweise aus unseren Molkereiprodukten und trinkbaren Produkten auf pflanzlicher Basis zu entfernen“. Ein Unternehmenssprecher bestätigte foodwatch, dass dies eine europaweite Entscheidung sei. Der Schritt des Unternehmens folgt auf die Überarbeitung der Nutri-Score-Berechnungsgrundlagen im vergangenen Jahr, nach denen zum Beispiel der Zuckergehalt in Milch- und Joghurtgetränken strenger bewertet wird. Das führt dazu, dass einige Danone-Produkte nun schlechter abschneiden als zuvor.
„Kaum erhalten einige Produkte eine orangene oder rote Ampel, macht Danone einen Rückzieher aus der verbraucherfreundlichen Kennzeichnung mit dem Nutri-Score – Verantwortung für gesunde Ernährung sieht anders aus. Mit dem Nutri-Score-Ausstieg missachtet der Konzern den Wunsch der Verbraucher:innen nach einer leicht verständlichen Nährwertkennzeichnung“, kritisierte Luise Molling von foodwatch. „Das Prinzip Freiwilligkeit ist gescheitert: Der Nutri-Score muss endlich verpflichtend europaweit eingeführt werden. Nur wenn alle Produkte die Lebensmittelampel tragen müssen, kann der Nutri-Score seine volle Wirkung entfalten. Das Rosinenpicken der Konzerne muss ein Ende haben.”
Neuer Nutri-Score bewertet Danone-Produkte deutlich strenger
Nach dem neuen Algorithmus des Nutri-Score erhält zum Beispiel der Joghurtdrink Actimel von Danone statt einem hellgrünen B ein rotes E. Der Haferdrink Alpro Barista Not Milk rutscht von einem dunkelgrünen A auf ein orangenes D ab. Der Alpro-Barista-Mandel-Drink schneidet mit einem gelben C statt hellgrünem B ebenfalls schlechter ab. Die neuen Nutriscore-Berechnungen wurden von unabhängigen Wissenschaftler:innen entwickelt. Aus Sicht von foodwatch macht es absolut Sinn, dass zum Beispiel zuckrige Trinkjoghurts jetzt strenger bewertet werden. Denn solche Produkte seien eben keine Nahrungsmittel, sondern würden in der Regel außerhalb der Mahlzeiten als flüssige Snacks konsumiert. Gerade bei Kindern bestehe das Risiko, dass über Trinkjoghurts viel Zucker aufgenommen werde.
Auf seiner Webseite bezeichnet Danone sich selbst stolz als „Nutri-Score Pionier”. Das Unternehmen hatte sich bereits 2018 für die Einführung des Kennzeichnungssystems auf seinen Milchfrischeprodukten und pflanzlichen Alternativen in Deutschland ausgesprochen. Die Bundesregierung hat den Nutri-Score im Herbst 2020 eingeführt, auch in weiteren Ländern der Europäischen Union ist er verbreitet. Weil eine gesetzliche Verpflichtung allein auf nationaler Ebene nach europäischem Recht nicht möglich ist, bleibt die Kennzeichnung jedoch rein freiwillig.
Ursprünglich erarbeiteten Wissenschaftler:innen im Auftrag der französischen Gesundheitsbehörde die Grundlagen der Lebensmittelampel. Mittlerweile ist ein internationales wissenschaftliches Gremium für die Weiterentwicklung des Nutri-Scores zuständig. In den vergangenen beiden Jahren erhielt der Nutri-Score ein Update: Die Regeln für die Berechnung von Lebensmitteln und Getränken wurden überarbeitet. Bereits mit dem Nutri-Score gekennzeichnete Produkte müssen ab 2026 mit den neuen Scores versehen werden.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass der Nutri-Score die verständlichste Form der Nährwertkennzeichnung ist und Verbraucherinnen und Verbrauchern zu gesünderen Produkten greifen lässt. Verbraucherverbände, medizinische Fachgesellschaften und Ärzt:innen setzen sich deshalb seit Jahren für die verpflichtende Einführung der Lebensmittelampel ein. Auch der Bürgerrat für Ernährung hat sich Anfang des Jahres für eine verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln mit dem Nutri-Score ausgesprochen.