EU-Kommission gibt Dokumente komplett geschwärzt heraus
Die Europäische Kommission hat foodwatch auf Nachfrage Teile einer umstrittenen Rechtsanalyse zum Freihandelsabkommen CETA zugeschickt – die entscheidenden Passagen sind allerdings seitenlang geschwärzt oder komplett gelöscht. Die vermeintliche EU-Transparenzinitiative zu TTIP und CETA wird so ad absurdum geführt.
foodwatch hatte bei der Europäischen Kommission angefragt, auf welcher juristischen Grundlage der europäisch-kanadische CETA-Vertrag als sogenanntes „EU only“-Abkommen eingestuft wurde. Wochen später und nach mehrfachem Nachfragen schickte die Kommission zwar Teile der Gutachten an foodwatch, nahezu alle Stellen waren aber geschwärzt oder gelöscht.
Wer entscheidet über CETA?

So sieht die Transparenz-Initiative der EU-Kommission aus: Ausschnitt aus den geschwärzten Unterlagen der EU-Kommission
Die Frage, ob CETA als EU-only-Abkommen eingestuft wird, ist ein entscheidender Punkt. Denn die Europäische Kommission hatte stets die Position vertreten, CETA falle unter die alleinige Zuständigkeit der EU. Damit hätte das Handelsabkommen in Kraft treten können, ohne dass nationale Parlamente darüber abstimmen. Auf Grundlage der von foodwatch angefragten Gutachten hatte die Kommission außerdem gefordert, dass das gesamte Abkommen bereits „vorläufig“ angewendet wird.
Die Bundesregierung hingegen hatte CETA immer als „gemischtes Abkommen“ betrachtet, da es sowohl nationale als auch europäische Zuständigkeiten berührt, und ein entsprechendes Rechtsgutachten dazu öffentlich gemacht. Auf politischen Druck hin hat die Kommission erst kürzlich zugestimmt, CETA doch als gemischtes Abkommen zu verabschieden.

„Was für ein Schildbürgerstreich aus Brüssel! Liebe EU-Beamte, warum habt ihr nicht gleich das ganze Papier in schwarze Tinte getaucht?TTIP-Campaignerin bei foodwatch
Die EU fabuliert gerne von Transparenz und Bürgerdialog – aber wenn es darauf ankommt, bleibt davon nicht viel übrig. Wir brauchen endlich eine ehrliche und offene Debatte über die geplanten Freihandelsabkommen – dafür müssen die entscheidenden Dokumente und Positionen aber der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“