Pressemitteilung 07.06.2023

foodwatch zum Tag der Lebensmittelsicherheit: „Fast jeden Tag ein Rückruf – und kaum jemand bekommt es mit“

Zum Welttag der Lebensmittelsicherheit (7. Juni) erklärt Chris Methmann, Geschäftsführer von der Verbraucherorganisation foodwatch:

„Fast täglich kommt es in Deutschland zu einem Rückruf. Die Zahl der Lebensmittelwarnungen war 2022 auf einem Rekordstand. Doch Verbraucher:innen sind oft ahnungslos: Supermärkte sind nicht verpflichtet, sie über Rückrufe zu informieren, die amtliche Webseite lebensmittelwarnung.de kennt kaum ein Mensch, und von den Behörden gibt weder einen Rückruf-Newsletter noch eine Warn-App. Das muss sich ändern: Sowohl Lebensmittelhersteller und Handelsketten als auch die Überwachungsämter müssen per Gesetz dazu verpflichtet werden, Missstände immer sofort öffentlich zu machen.

Listerien in Wurstwaren der Firma Wilke, Salmonellen bei Überraschungseiern von Ferrero – immer wieder kommt es zu gesundheitsgefährdenden Lebensmittelskandalen, weil das System der Lebensmittelüberwachung vermeidbare Lücken und Schwachstellen hat. Der nächste Skandal ist nur eine Frage der Zeit, wenn wir die Probleme im System nicht beheben: Entlang der kompletten Lieferkette müssen Lebensmittel rückverfolgt werden können. Momentan wissen Kund:innen in Supermärkten oder Restaurants nicht, ob sie womöglich verunreinigtes Fleisch auf dem Teller haben. Für die Lebensmittelkontrollen sind in der Regel die Überwachungsbehörden der Landkreise zuständig, in denen der jeweilige Betrieb sitzt. Die Ämter sind dabei oft auch für die Wirtschaftsförderung zuständig - ein nicht auflösbarer Interessenkonflikt. Statt der deutschlandweit rund 400 Landkreisbehörden sollte eine unabhängige Anstalt für Lebensmittelüberwachung mindestens auf Ebene der Bundesländer das Ruder übernehmen.

Welche Betriebe bei Kontrollen überhaupt beanstandet werden, weiß die Öffentlichkeit in aller Regel nicht. Wenn die Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen öffentlich wären, hätten die Betriebe einen Anreiz, ihre Hygienestandards zu verbessern. Dänemark macht es vor: Dort werden die Kontrollergebnisse online und direkt an der Ladentür veröffentlicht und die Kunden können nachschauen, ob der Betrieb, von dem sie Lebensmittel kaufen, sauber ist.“