Pressemitteilung 16.06.2020

foodwatch zur Stellungnahme des Deutschen Ethikrats zur Nutztierhaltung / Kastenstand

Zu der heute vom Deutschen Ethikrat vorgestellten Stellungnahme "Tierwohlachtung – Zum verantwortlichen Umgang mit Nutztieren" erklärt Matthias Wolfschmidt, Tierarzt und internationaler Strategiedirektor der Verbraucherorganisation foodwatch:

„Ein verantwortlicher Umgang mit Nutztieren, wie vom Deutschen Ethikrat gefordert, interessiert die meisten Menschen in Regierungsverantwortung gleich welcher politischen Couleur offenbar nur in Sonntagsreden. Das zeigt das Beispiel Kastenstand: Der Deutsche Ethikrat verlangt die schnellstmögliche Abschaffung der Käfige, in denen fast zwei Millionen Sauen eingezwängt sind. Doch statt endlich das Ende der Kastenstands-Tierquälerei einzuläuten, feilschen Bundesregierung und Bundesrat seit Monaten lediglich um Details und jahrzehntelange Übergangsfristen. Die Kastenstände selbst sollen bis zum Sankt Nimmerleinstag bestehen bleiben – auch weil die Grünen in den Landesregierungen sich bisher nicht zu einem klaren Nein durchringen konnten. Dabei ist der Kastenstand nichts anderes als eine Exportsubvention von Bund und Ländern für die deutsche Fleischindustrie, für welche die Sauen mit massiven körperlichen und psychischen Qualen bezahlen müssen.“

Hintergrund:

In seiner Stellungnahme fordert der Deutsche Ethikrat grundlegende Reformen, um einen ethisch akzeptablen Umgang mit Nutztieren zu erreichen. Bei tierschutzwidrigen Haltungsverfahren wie dem Kastenstand für fast zwei Millionen Muttersauen verlangt der Deutsche Ethikrat aus verfassungsrechtlichen Gründen die schnellstmögliche Abschaffung, denn solche tierschutzwidrigen Verfahren hätten nur das Ziel, mehr Tiere auf engem Raum zu halten. Lange Übergangsfristen kritisiert der Deutsche Ethikrat ausdrücklich.