Dioxine und PCB: Fragen & Antworten

Dioxine und dioxinähnliche polychlorierte Biphenyle sind in zahlreichen Lebensmitteln enthalten. Die chlorhaltigen Substanzen sind giftig und zum Teil krebserregend. Doch die Belastung lässt sich minimieren. foodwatch erklärt, was Dioxine und PCB sind, wie sie entstehen, wo sie vorkommen und welche Schäden sie anrichten können.

Dioxine sind farb- und geruchlose organische Verbindungen, die Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Chlor enthalten. Sie entstehen als unerwünschtes Nebenprodukt bei der Verbrennung chlorhaltiger Stoffgemische, so beispielsweise bei der Metallherstellung, bei der Müllverbrennung oder beim Bleichen in der Papierindustrie. Sie können sich aber auch bei erdgeschichtlichen Ereignissen wie Vulkanausbrüchen oder Waldbränden gebildet haben. Zudem lassen sich Dioxine in vor Hunderten von Millionen Jahren entstandenen Tonvorkommen finden. Aufgrund ihres Musters können Labore alte Dioxine von neuen, durch industrielle Prozesse entstandenen Verbindungen unterscheiden.

Von den 210 bekannten Dioxinen gelten 17 als besonders gefährlich. Hierzu gehört auch das 2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin (TCDD), das durch Europas größten Chemieunfall im italienischen Seveso im Jahr 1976 eine traurige Berühmtheit erlangte und seither auch als „Seveso-Gift“ bezeichnet wird. (06.10.2011)

Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind eine Gruppe von 209 unterschiedlichen Verbindungen, von denen zwölf giftige Eigenschaften besitzen, die denen der Dioxine ähneln. Deswegen werden diese auch als dioxinähnliche PCB oder dioxinlike PCB (dl-PCB) bezeichnet. Wie Dioxine sind PCB fettliebend und teilweise sehr langlebig. Sie reichern sich im Fettgewebe von Mensch und Tier an.

PCB kommen in der Natur nicht vor. Seit 1929 wurden sie jedoch in großem Umfang industriell hergestellt und weltweit in Wärmeüberträgern, Transformatoren, elektrischen Kondensatoren und in Hydraulikanlagen eingesetzt. Desweiteren wurden sie als Weichmacher in Anstrichstoffen, Dichtungsmassen und Kunststoffen (zum Beispiel Kabel-Ummantelungen) oder als Flammschutzmittel in Lacken und Farben eingesetzt. In Gebäuden können daher PCB-Belastungen durch belastete Farben und Baustoffe vorkommen. Seit 1989 ist die Herstellung und Verwendung von PCB bis auf wenige Ausnahmen verboten. Trotzdem lassen sich die Verbindungen praktisch überall auf der Welt nachweisen. (02.01.2013)

Dioxine weisen ein breites Spektrum giftiger und biochemischer Wirkungen auf. Es reicht von Gebärmutterschädigungen über Verhaltensstörungen und die Schwächung des Immunsystems bis hin zu Krebs. Auch für dioxinähnliche PCB wurde im Tierversuch eine krebserregende Wirkung nachgewiesen. Außerdem stehen die chlorhaltigen Schadstoffe unter Verdacht, erbgutverändernd zu wirken.

Akute Wirkungen von sehr hohen Dioxin- und PCB-Dosen sind beim Menschen nach arbeitsplatz- oder unfallbedingter Aufnahme beschrieben. Am häufigsten treten lang anhaltende Schädigungen der Haut auf, die als Chlorakne bezeichnet werden. Diese erreichte eine unschöne Bekanntheit durch das mutmaßliche Dioxin-Attentat auf den ukrainischen Präsidenten. In jüngster Zeit wird laut Bundesamt für Risikobewertung (BfR) kontrovers diskutiert, ob Dioxin-Aufnahme über die Plazenta und die Muttermilch zu einer Beeinträchtigung der neuropsychologischen Entwicklung von Kindern führen kann.

Die Giftigkeit der Dioxine und PCB ist nicht nur das Ergebnis der täglichen Aufnahme, sondern auch der lebenslangen Anreicherung im Körper. Daher sind schon kleinste Mengen gefährlich, wenn man diese kontinuierlich zu sich nimmt. (02.01.2013)

Im Idealfall sollten Menschen gar keine Dioxine oder PCB zu sich nehmen. Dies ist jedoch schlicht unmöglich, da diese Substanzen mittlerweile fast überall zu finden sind. Dioxine und PCB sind ähnlich in chemischer Struktur und Eigenschaften. Sie werden nur sehr langsam biologisch abgebaut. So finden sich Dioxine mittlerweile in Luft, Wasser, Boden, Pflanzen, Tieren und im Menschen wieder.

Dioxine und PCB gelangen vor allem über die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme in den menschlichen Körper. Tierische Lebensmittel wie Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch, Eier und Milch sind in der Regel für etwa 80 Prozent der Gesamtaufnahme an Dioxinen verantwortlich. Bei PCB sind es rund 65 Prozent. Vor allem Futtermittel – belastet zum Beispiel durch die Beigabe von Fischöl – bringen das Gift in die Nahrungskette, aber auch kontaminierte Böden und Gewässer.

Wegen des fettliebenden Charakters der Dioxine und PCB steigt das Risiko für den Menschen, diese Stoffe zu sich zu nehmen, mit dem Fettgehalt der Nahrungsmittel. Zudem sind Dioxine und PCB sehr langlebige Substanzen. Sind sie erst einmal im Fettgewebe eingelagert, bauen sie sich kaum ab. Bei fortgesetzter Aufnahme steigt der Gehalt an Dioxinen mit zunehmendem Alter der Tiere. So sind beispielsweise ältere Fische meist höher mit Dioxinen belastet als Jungfische der gleichen Art. (02.01.2013)

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