Pressemitteilung 07.09.2018

Repräsentative Umfrage: Knappe Mehrheit der Eltern in NRW will Änderungen beim Schulmilch-Programm – foodwatch: Keine Steuergelder mehr für gezuckerten Kakao

Sollten Milch und Kakao an Schulen weiterhin mit Steuergeldern gefördert werden? Eltern in Nordrhein-Westfalen sind bei dieser Frage gespalten, wie eine repräsentative forsa-Befragung im Auftrag der Verbraucherorganisation foodwatch zeigt: Eine knappe Mehrheit von insgesamt 51 Prozent spricht sich für Änderungen am Schulmilchprogramm und für ein Ende der Kakaosubvention aus. Während 32 Prozent der befragten Eltern schulpflichtiger Kinder nur die Förderung von gezuckertem Kakao beenden möchte, wollen 19 Prozent ein Ende der Subventionen sowohl für Kakao als auch für ungesüßte Trinkmilch. Demgegenüber sind 47 Prozent der Befragten der Meinung, NRW solle weiterhin sowohl ungesüßte Milch als auch gezuckerten Kakao bezuschussen. 

foodwatch kritisierte, dass der Konsum gezuckerter Milchgetränke von der Milchwirtschaft und vom Land NRW immer wieder als unschädlich oder gar gesund dargestellt werde. Tatsächlich jedoch hat die EU ihre Förderrichtlinien beim Schulmilchprogramm gerade erst geändert: Mit Blick auf die Übergewichtsentwicklung bei Kindern sollen nur noch ungezuckerte Milchprodukte gefördert werden. Auch die offiziellen, von der Bundesregierung initiierten, Qualitätsstandards für Schulverpflegung von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sehen keine Abgabe von Milchprodukten mit Zuckerzusatz vor. NRW hat trotzdem eigens eine Ausnahmeregelung geschaffen, um weiterhin subventionierten Kakao an den Schulen zuzulassen.

foodwatch forderte Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser auf, die Subvention von gezuckertem Schul-Kakao mit Steuergeldern zu beenden. „Gezuckerte Milchprodukte wie Kakao sind eine völlig ungeeignete Pausenverpflegung“, erklärte Martin Rücker, Geschäftsführer von foodwatch. „Statt gesunder Ernährung fördert der Staat den ohnehin bereits zu hohen Zuckerkonsum von Kindern. Die Landesregierung sollte dieses steuerfinanzierte Zuckerprogramm beenden und stattdessen dafür Sorge tragen, dass die Schulverpflegung insgesamt ausgewogener wird und zum Beispiel mehr Mittel für das Obst- und Gemüseprogramm zur Verfügung stehen. Eine Absatzförderung für die Milchwirtschaft auf Kosten der Gesundheit von Kindern ist völlig inakzeptabel.“

Nordrhein-Westfalen ist neben Berlin und Brandenburg das einzige Bundesland, das an der Förderung gezuckerter Milchprodukte wie Kakao festhält. Nach Kritik von foodwatch hatte zuletzt Hessen ein Ende der Kakao-Förderung verkündet. In NRW plant Umweltministerin Ursula Heinen-Esser eine Evaluation des Schulmilchprogramms bis zu den Herbstferien, dann solle eine Entscheidung fallen. Genaue Kriterien für die Evaluation nannte die Ministerin nicht, die Eltern sollen in den Prozess aber mit einbezogen werden. 

15 Prozent der Kinder und Jugendlichen gelten als übergewichtig - ein wesentlicher Grund dafür ist eine unausgewogene Ernährung. Besonders der zu hohe Konsum gezuckerter Lebensmittel wird von Ernährungswissenschaftlern, der Ärzteschaft und der Weltgesundheitsorganisation gleichermaßen bemängelt. 

Redaktioneller Hinweis:

Das Meinungsforschungsinstitut forsa führte im Auftrag von foodwatch die repräsentative Befragung durch. Dabei wurden insgesamt 1.008 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Mütter und Väter in Nordrhein-Westfalen befragt, die mindestens ein Kind haben, das eine allgemeinbildende Schule besucht. Die Erhebung wurde vom 28. August bis zum 3. September 2018 durchgeführt. Nähere Angaben zu den Ergebnissen und zur Fragestellungfinden Sie hier.