Pressemitteilung 17.04.2014

Pressestatement: foodwatch zu Gentechnik / Honig / EU-Parlament

Zur heutigen Abstimmung des EU-Parlaments über eine Kennzeichnung von Honig, der gentechnisch veränderte Pollen enthält, erklärt Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch: 

Mit einem billigen Definitionstrick soll der Einsatz von Agrar-Gentechnik noch intransparenter werden. Egal ob Honig, Fleisch oder Milchprodukte: Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa haben das Recht zu erfahren, bei welchen Produkten Agrar-Gentechnik eine Rolle spielte. Nur mit einer lückenlosen Kennzeichnung von Agrar-Gentechnik können Europas Bürger beim Einkauf im Supermarkt selbst entscheiden, ob sie den Einsatz von Gentechnik auf dem Acker unterstützen wollen oder nicht. Das Lebensmittelrecht muss sich an den Interessen der Bürger Europas orientieren – nicht an den Interessen von Monsanto, Bayer Crop, Pioneer & Co.!“ 

Hintergrund: 

Zwar müssen Lebensmittel in der Europäischen Union seit 2004 grundsätzlich gekennzeichnet werden, wenn sie gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten. Verbraucher erfahren jedoch beim Einkauf in vielen Fällen nicht, wenn Agrar-Gentechnik zum Einsatz kam: Bei Tierprodukten wie Fleisch, Milch, Käse oder Eiern muss nicht deklariert werden, ob die Tiere mit genveränderten Futterpflanzen gefüttert wurden. Als Käufer werden Verbraucher so unwissentlich zu Unterstützern der Agrar-Gentechnik. Bei Honig stimmt das Europaparlament heute über einen Vorschlag der Europäischen Kommission ab. Demnach sollen Pollen nicht länger als „Zutat“ definiert werden, sondern als „natürlicher Bestandteil“ des Produkts. Der entscheidende Unterschied: Eine „Zutat“ muss als genverändert gekennzeichnet werden, sofern der Anteil genveränderter Organismen an dieser Zutat mehr als 0,9 Prozent beträgt. Gilt Pollen jedoch als „natürlicher Bestandteil“, müsste eine Gentechnik-Kennzeichnung erst ab einem Anteil von mehr als 0,9 Prozent am Gesamtprodukt (dem Honig) erfolgen – ein solcher wird von Pollen im Honig jedoch ohnehin nicht erreicht.