Pressemitteilung 16.03.2021

Mehr als 270 europäische Wissenschaftler*innen fordern EU-weite Einführung des Nutri-Score

273 namhafte europäische Wissenschaftler*innen sowie 26 medizinische Fachverbände haben die Europäische Kommission dazu aufgefordert, den Nutri-Score verbindlich in Europa einzuführen. Die Expert*innen aus den Fachbereichen Ernährung, öffentliche Gesundheit und Medizin warnten am Dienstag vor den Bemühungen der Lebensmittellobby und einiger EU-Mitgliedstaaten, eine verpflichtende Ampel-Kennzeichnung auf europäischer Ebene zu verhindern. Die Verbraucherorganisation foodwatch begrüßte die Initiative der Wissenschaftler*innen: „Der Nutri-Score ist unter Beschuss: Die Hersteller unausgewogener Lebensmittel versuchen die verbraucherfreundliche Ampelkennzeichnung mit aller Macht zu verhindern. Die EU-Kommission muss beweisen, dass sie den Kampf gegen Fehlernährung ernst nimmt und den Nutri-Score verpflichtend in ganz Europa einführen“, sagte Luise Molling von foodwatch. 

Deutschland hat den Nutri-Score im Herbst vergangenen Jahres eingeführt, auch die Regierungen von Frankreich, Belgien, Spanien, Luxemburg und den Niederlanden haben sich für die Nährwertampel entschieden. Weil eine gesetzliche Verpflichtung allein auf nationaler Ebene nach europäischem Recht nicht möglich ist, bleibt die Kennzeichnung jedoch rein freiwillig. Die EU-Kommission will bis Ende 2022 ein verpflichtendes Nährwertkennzeichnungsmodell vorschlagen. 

Wissenschaftler*innen und Fachgesellschaften aus 31 europäischen Ländern unterzeichneten den Appell. Aus Deutschland beteiligten sich unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Prof. Dr. Monika Kellerer, sowie der Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin, Prof. Dr. Hans Hauner. Die Wissenschaftler*innen warnten vor dem Einfluss von Lobbyinteressen auf die Nährwertkennzeichnung: Der Nutri-Score sei immer wieder Ziel unbegründeter Angriffe mit der Absicht, die Ampel zu diskreditieren und zu verhindern. Die Entscheidung für ein Modell müsse einzig und allein auf Basis unabhängiger wissenschaftlicher Expertise getroffen werden. Hier überzeuge der Nutri-Score wie kein anderes Modell: So sei er das einzige Nährwertlabel in Europa, das seine Wirksamkeit in zahlreichen peer-reviewten Studien unter Beweis gestellt habe, heißt es in dem Aufruf. 

Der ursprünglich von französischen Wissenschaftler*innen entwickelte Nutri-Score bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe und bestimmte Proteine in die Bewertung ein. Er gibt einen einzigen Wert für das jeweilige Lebensmittel an – auf einer fünfstufigen Skala von „A“ auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes „C“ bis zum roten „E“ für die ungünstigste. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass der Nutri-Score die verständlichste Form der Nährwertkennzeichnung ist und Verbraucherinnen und Verbrauchern zu gesünderen Produkten greifen lässt. 

Liste der Unterzeichner*innen aus Deutschland:

  • Professor Dr. Wolfgang Ahrens, stellvertretender Direktor des Bremer Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) 
  • Prof. Dr. Thomas Altenhöner, Fachbereich Sozialwesen, Lehrgebiet Gesundheitswissenschaften, Fachhochschule Bielefeld
  • Prof. Dr. Stephan C. Bischoff, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin, Universität Hohenheim
  • Prof. Dr. Eva Bitzer, Leiterin des Fachbereichs Public Health & Health Education. Pädagogische Hochschule Freiburg
  • Prof. Dr. Matthias Blüher, Direktor des Helmholtz-Instituts für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG) des Helmholtz Zentrums München an der Universität Leipzig 
  • Catherina Brindley, Prävention und Gesundheitsförderung, Pädagogische Hochschule, Heidelberg
  • Dr. Jens Bucksch, Professor für Prävention und Gesundheitsförderung, Pädagogische Hochschule Heidelberg
  • Prof. Dr. Anette Buyken, Professorin am Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit, Universität Paderborn
  • PD Dr. Katharina Diehl, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg
  • Prof. Em. Thomas Elkeles, Sozialmedizin und Public Health, Hochschule Neubrandenburg
  • Karl Emmert-Fees, Mitarbeiter im Forschungsbereich Öffentliche Gesundheit und Prävention, TU München
  • Karin Geffert, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, LMU München
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung
  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
  • Deutsche Gesellschaft für Public Health
  • Deutsche Herzstiftung
  • Dr. Lotte Habermann-Horstmeier, Leiterin des Villingen-Institutes of Public Health (VIPH)
  • Prof. Dirk Haller, Leiter des Lehrstuhls für Ernährung und Immunologie und des Zentralinstituts Food & Health (ZIEL), TU München Campus Weihenstephan
  • Prof. Dr. Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin, TU München, Freising
  • Dr. Antje Hebestreit, Leiterin der Fachgruppe Lebensstilbedingte Erkrankungen am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS), Bremen
  • Prof. Dr. Astrid Herold-Majumdar, Leitung der Arbeitsgruppe Pflege, Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), München
  • Prof. Dr. Manfred Herrmann, Leiter der Abteilung für Neuropsychologie und Verhaltensneurologie, Dekan der Fakultät für Human- und Gesundheitswissenschaften, Universität Bremen
  • Prof. Dr. Helmut Heseker, Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit, Universität Paderborn
  • Prof. Dr. Christian Janssen, Lehrgebiet: Gesundheitsförderung und Prävention, Hochschule München
  • Dr. Verena Katzke, Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg
  • Prof. Dr. Monika Kellerer, Diabetologin und Endokrinologin, Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft
  • Prof. Berthold Koletzko, Seniorprofessor für Kinderheilkunde, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit an der Kinderklinik der Universität München
  • Prof. Em. Michael Krawinkel, Institut für Ernährungswissenschaften, Justus-Liebig Universität Giessen
  • Charlotte Le Cornet, Deutsches Krebsforschungsinstitut, Heidelberg
  • Dr. Frank Lehmann, Mitglied des Executive Boards EuroHealthNet, Beauftragter für Grundsatzfragen der Gesundheitsförderung und Prävention, Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention, Köln, Germany
  • Prof. Dr. Michael Leitzmann, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg
  • Dr. Dominic Lemken, Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Universität Göttingen
  • Prof. Dr. Jakob Linseisen Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Professor am Lehrstuhl für Epidemiologie, Universität Augsburg, Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, Helmholtz-Zentrum München
  • Prof. Dr. Petra Lührmann, Professorin für Ernährung, Konsum und Gesundheit, Institut für Gesundheitswissenschaften, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
  • Dr. Gert Mensink, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert-Koch-Institut, Berlin
  • Dr. Juliana Minetto Gellert Paris, Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), Universität Bonn
  • Prof. Dr. Susanne Moebus, Direktorin Institut für Urban Public Health (InUPH), Universitätsklinikum Essen
  • Dr. Tobias Niedermaier, Abteilung für Krebsepidemiologie, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg
  • Prof. Dr. Uwe Nixdorf, Kardiologe F.R.S.C., European Prevention Center (EPC), Düsseldorf
  • Prof. Dr. Klaus Parhofer, Medizinische Klinik IV, Klinikum der Universität München
  • Dr. Silke Pawils, Leiterin der Forschungsgruppe Prävention, Abteilung für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum UKE, Hamburg
  • Ana Maria Perez-Arredondo, Zentrum für Entwicklungsforschung, Universität Bonn
  • Prof. Dr. Heinz Rothgang, Leitung Gesundheit, Pflege und Alterssicherung, Universität Bremen
  • Prof. Dr. Diana Rubin, Leiterin des Zentrums für Ernährungsmedizin, Vivantes Klinikum, Berlin
  • Dr. Dennis Schmiege, Institut für Urban Public Health (InUPH), Universitätsklinikum Essen
  • Dr. Erhard Siegel, Ärztlicher Direktor St. Josef Krankenhaus, Heidelberg, Deutschland
  • Gabriel Torbahn, Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen
  • Prof. Dr. Alf Trojan, Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • Prof. Dr. Heiko Witt, Pädiatrische Ernährungsmedizin & Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ), Technische Universität München
  • Dr. Birgit Wohland-Braun, Leiterin der Abteilung für Sozialmedizin und Rehabilitation, Sozial- und Arbeitsmedizinische Akademie Baden-Württemberg e.V. (SAMA)