Seehofer-Umfrage: Bürger wollen Kennzeichnung mit Farben
Im Gegensatz zu Horst Seehofer will die Mehrheit der Bürger eine Kennzeichnung, die den Gehalt an Zucker, Fett und Salz mit Hilfe von Farben signalisiert. Das zeigt eine repräsentativen Umfrage, die der Bundesernährungsminister selbst in Auftrag gegeben hat.
1.250 Bürger hat Infratest-Dimap im Auftrag des Bundesernährungsministeriums gebeten, eine Lebensmittelkennzeichnung zu bewerten. Anders als von Horst Seehofer bisher vorgeschlagen, wurde bei dieser Kennzeichnung der Gehalt an Zucker, Fett und Salz jedoch durch die Ampelfarben markiert: Rot steht für einen hohen, orange für einen mittleren und grün für einen geringen Gehalt.
Diese Kennzeichnung wurde von mehr als 80 Prozent der Befragten als informativ, verständlich und übersichtlich bewertet. Die Mehrheit der Befragten gab zudem an, dass die farbliche Gestaltung ihr Einkaufsverhalten beeinflussen würde - was genau vor dem Hintergrund des Übergewichtsproblems das Ziel einer solchen Kennzeichnung sein muss.
Diese Kennzeichnung beurteilten die Testpersonen in der Ministeriums-Umfrage.
Bürger wollen Angaben bezogen auf 100 Gramm
Der Großteil der Befragten spricht sich dafür aus, den Nährwert von 100 Gramm oder 100 Milliliter anzugeben. Der bisherige Vorschlag Seehofers, den er in enger Abstimmung mit der Lebensmittelindustrie entwickelt hat, sieht hingegen vor, den Nährwert einer Portion anzugeben. Damit wären Produkte jedoch schlecht vergleichbar. Unternehmen könnten die Portionsgröße zudem willkürlich festlegen und den Nährwert dadurch schönrechnen.
Einen Vergleich verschiedener Kennzeichnungmöglichkeiten lässt die Umfrage des BMELV nicht zu. Dazu hätte Infratest den Bürgern verschiedene Kennzeichnungssysteme vorlegen müssen: a) den Vorschlag von Horst Seehofer mit Zahlen und Prozentangaben, die sich auf Portionen und den durchschnittlichen Tagesbedarf einer erwachsenen Frau beziehen; b) die Ampelkennzeichnung, die den Nährwert bezogen auf 100 Gramm oder Milliliter mit den Ampelfarben markiert; und eventuell c) eine Mischform, wie sie in der Umfrage getestet wurde. Eine solche Studie (pdf) hat beispielsweise die britische Food Standards Agency (FSA) durchgeführt, bevor in Großbritannien die Ampelkennzeichnung eingeführt wurde.
Ergebnis der Umfrage eindeutig pro Ampel
Trotz dieser methodischen Schwächen ist das Ergebnis der Umfrage eindeutig und eine Ohrfeige für das Bundesverbraucherministerium: Im Gegensatz zu den Vorschlägen von Horst Seehofer wollen die Bürger eine farbliche Kennzeichnung, Nährwertangaben, die sich auf gleiche Einheiten von 100 Gramm beziehen, und sie wollen die Kennzeichnung der Nährwerte auf der Vorderseite der Verpackung. Warum Horst Seehofer eine andere Kennzeichnung als die Ampel einführen möchte, kann nur einen Grund haben: Ihm sind die Profite der Ernährungsindustrie wichtiger als die Informationsrechte der Verbraucher.