Nachricht 26.07.2018

Trinken wir Mikroplastik?

Gerade in diesen heißen Sommertagen greift man häufig dazu: die eiskalte Flasche Mineralwasser. Doch was ist, wenn Mineralwasser – egal ob in Plastik- oder Glasflasche – winzige Plastikpartikel enthält, die wir mit dem bloßen Auge nicht sehen können?

Eine dem Verbraucherschutzministerium in Nordrhein-Westfalen unterstellte Behörde hat Ende 2017 eine Studie veröffentlicht, in der Mikroplastik-Partikel in Mineralwasser nachgewiesen wurden. Jedoch nennt das Ministerium auf Nachfrage von uns keine Hersteller- oder Produktnamen. Dabei ist es das Mindeste, dass Verbraucherinnen und Verbraucher erfahren, in welchen Produkten Mikroplastik enthalten ist.

Mikroplastik auch in Meeresfrüchten und Salz

Zahlreiche Studien wiesen in den letzten Jahren nach, dass Lebensmittel winzige Plastikpartikel und -fasern enthalten, wie etwa Meeresfrüchten oder Meersalz „Fleur de Sel“. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (CVUA-MEL) hat in einer Kooperation mit der Universität Münster in einer Laboranalyse von November 2017 nun auch in Mineralwasser Mikroplastik nachgewiesen. Getestet wurden dabei 38 Produkte, darunter sowohl Plastik- als auch Glasflaschen. Besonders hoch waren die Werte bei Wasser aus Mehrweg-Plastikflaschen. Doch auch in einigen Mineralwässern in Glasflaschen war eine erhöhte Zahl an Mikroplastik-Partikeln enthalten.

foodwatch hatte im Februar 2018 einen Antrag auf Herausgabe der Herstellernamen unter Berufung auf das Verbraucherinformationsgesetz (VIG) gestellt. Doch das Verbraucherschutzministerium Nordrhein-Westfalen lehnte den Antrag ab, unter anderem weil die betroffenen Analysen im Rahmen eines laufenden Promotionsverfahrens durchgeführt wurden.

„Das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium stellt Wirtschaftsinteressen über Verbraucherinteressen, wenn es die Namen der Mineralwasser-Marken, die mit Mikroplastik belastet sind, geheim hält“, kritisierte Sophie Unger von foodwatch.
„Wenn eine staatliche Behörde Tests durchführt, haben Verbraucherinnen und Verbraucher ein Recht darauf, die Ergebnisse zu erfahren. Die Menschen wollen wissen, welche Wässer Mikroplastik enthalten. Doch dazu müssen erstmal alle Fakten auf Tisch. Besonders bei einem Lebensmittel wie Mineralwasser, das Viele jeden Tag in großen Mengen konsumieren.“
Sophie Unger Campaignerin bei foodwatch

Risiken unklar

Ob Mikroplastik gesundheitliche Schäden hervorrufen kann, ist derzeit noch völlig unklar. Es gibt Hinweise darauf, dass der Verzehr von Mikroplastik Entzündungen beim Menschen hervorrufen könnte. Obwohl die zuständigen Behörden – das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) – schon seit Jahren zu dem Thema arbeiten, gibt es bislang keine Risikobewertung zu Mikroplastik. Das liegt laut BfR daran, dass es bislang zu wenig belastbare Daten zu Mikroplastik in Lebensmitteln gibt. Trotzdem hat das BfR foodwatch gegenüber im Hinblick auf die Studie aus Nordrhein-Westfalen angegeben, dass „nach dem derzeitigen Stand der Kenntnis kein gesundheitliches Risiko für den Verbraucher angenommen“ werde.

Das heißt also: Einerseits kann das BfR keine gesundheitliche Bewertung von Mikroplastik in Lebensmitteln vornehmen, da hierfür die Daten fehlen – andererseits nimmt sie an, dass durch die Funde im Mineralwasser kein Risiko bestehe. Ja, was denn nun? Das BfR muss endlich Tacheles reden. Wir brauchen eine richtige Risikobewertung und keine Mutmaßungen. Wenn die Daten fehlen, müssen sie erhoben werden!

Wir wollen es wissen!

Möchten Sie auch wissen, in welchen Mineralwässern Mikroplastik enthalten ist? Dann wenden Sie sich hier an das Verbraucherministerium NRW und fordern Sie die Veröffentlichung der Herstellernamen und Produkte!