Nachricht 05.06.2019

Eingepfercht in enge Kastenstände – noch weitere 17 Jahre

Sauen sollen künftig mehr Platz im Stall haben. Und sie sollen für kürzere Zeiträume im Jahr in sogenannten Kastenständen fixiert werden dürfen. Das sieht ein Vorschlag der Bundesregierung vor. Doch es gibt einen Haken.

Muttersauen werden bislang mehrere Monate im Jahr in sogenannten Kastenständen gehalten, die die Bewegungsfreiheit der Tiere massiv einschränken und zu erheblichen gesundheitlichen Belastungen führen. Damit soll verhindert werden, dass die Sau versehentlich ihre Ferkel erdrückt. Wissenschaftlich ist jedoch längst erwiesen, dass gut gemanagte freie Abferkelbuchten nicht zu größeren Ferkelverlusten führen und darüber hinaus erhebliche Vorteile etwa für die Beziehungen zwischen Sauen und Ferkeln haben. 

Das Bundesverwaltungsgericht hatte im November 2016 in letzter Instanz entschieden, dass Sauen im Kastenstand ihre Gliedmaßen ausstrecken können müssen, ohne an die danebenliegende Sau im Nachbarkastenstand zu stoßen. Ein Großteil der Ställe verstößt gegen diese Vorgaben.  Nach den Vorstellungen des Agrarministeriums sollen die Kastenstände deshalb zukünftig 20 Zentimeter länger werden. Im sogenannten Abferkelbereich sollen die Sauen zudem so viel Platz bekommen, dass sie sich frei drehen können. Außerdem sollen Sauen maximal acht Tage im Deckzentrum und fünf Tage im Abferkelbereich im Kastenstand fixiert werden dürfen. Für die dazu nötigen Umbaumaßnahmen sollen die Schweinehalter nach dem Verordnungsentwurf von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner 15 Jahre Zeit haben. Im Einzelfall können die Behörden außerdem eine Verlängerung um weitere zwei Jahre genehmigen.

Julia Klöckner ignoriert einmal mehr den Stand der Forschung und die guten Erfahrungen aus Ländern, in denen der Kastenstand längst abgeschafft wurde. Statt die Muttersauen aus dieser Tortur zu befreien, setzt sie wieder einmal die Bedürfnisse der Agrarlobby an erste Stelle – und nicht das Wohlergehen der Tiere. Nur deshalb müssen Sauen noch weitere 17 Jahre ihr Dasein monatelang eingesperrt in engen Kastenständen fristen. Der Kastenstand war, ist und bleibt Tierquälerei, sonst nichts.
Matthias Wolfschmidt Internationaler Kampagnendirektor

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(mit dpa)