Nachricht 21.02.2024

Offener Brief: Gesundheitsdaten von Nutztieren müssen veröffentlicht werden!

mhp / Adobe Stock

Millionen von Nutztieren leiden unter Krankheiten, Verletzungen und Schmerzen. Der aktuelle Entwurf zum Tierschutzgesetz zeigt: Bundesagrarminister Cem Özdemir ignoriert das Problem weiter. Das kritisieren foodwatch und zahlreiche andere Organisationen.

Der aktuelle Entwurf für ein Tierschutzgesetz muss dringend nicht nur die Haltung von Tieren angehen, sondern auch deren Gesundheit. Das fordern neben foodwatch zum Beispiel auch die „Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft“ und zahlreiche weitere Organisationen und Einzelpersonen wie etwa die Berliner Landestierschutzbeauftragte oder der Leiter des Veterinäramtes in Bayreuth.

Krankheiten und Verletzungen von Nutztieren müssen auf jedem Hof erfasst werden. Betriebe mit guten Gesundheitsdaten müssen belohnt – wer schlecht abschneidet, sanktioniert werden.
Annemarie Botzki Kampagnen und Recherchen

Die Regierung hat im Koalitionsvertrag eigentlich versprochen, eine „Tiergesundheitsstrategie“ zu erarbeiten und „eine klare gesetzliche Grundlage für eine tiergesundheitsbezogene Datenbank zu schaffen“. Vorhandende Daten, etwa aus Schlachthöfen, über den Gesundheitszustand von Nutztieren müssten dafür systematisch erfasst und ausgewertet werden. Diese Informationen könnten dann genutzt werden, um konkrete Zielvorgaben für mehr Tierschutz in jedem einzelnen Betrieb zu erreichen. Das sieht das Tierschutzgesetz in dem jetzt vorgelegten Entwurf allerdings nicht vor. 

Nur durch die Etablierung einer zentralen Tiergesundheitsdatenbank, in die alle relevanten Informationen einfließen, können wir auffällige Betriebe frühzeitig erkennen und rechtzeitig gegensteuern – zum Vorteil aller Beteiligten.
Kai Braunmiller Tierarzt und Leiter des Veterinäramtes der Stadt Bayreuth

Mit einer systematischen Auswertung wissenschaftlicher Studien zur Nutztierhaltung hatte foodwatch vergangenes Jahr gezeigt, dass es in allen Haltungsstufen zum Teil gravierende Probleme bei der Tiergesundheit gibt. So zeigten Schlachthofbefunde beispielsweise, dass knapp 40 Prozent aller Schweine in konventioneller Haltung krankhafte Befunde wie Lungenentzündungen, offene Wunden oder Abszesse haben – in der Bio-Haltung sind es mit 35 Prozent laut einer Studie kaum weniger. Bis zu 39 Prozent aller Milchkühe leiden an schmerzhaften Erkrankungen der Klauen. Bei jeder zweiten Milchkuh in einem Bio-Stall wurden Euterentzündungen festgestellt. In der Legehennenhaltung weisen bis zu 97 Prozent aller Hühner Knochenbrüche auf – in Käfighaltung ebenso wie in Bio-Haltung.