Lachs mit ASC-Siegel: Transparenz-Versprechen ohne Inhalt
Das ASC-Siegel für Fisch aus Aquakultur wirbt mit Transparenz und „Rückverfolgbarkeit über die gesamte Lieferkette” – kann dieses Versprechen bei Lachs jedoch nicht einhalten: Verbrauchertäuschung statt Rückverfolgbarkeit.
Lachs gilt als gesunde, hochwertige Delikatesse. Am besten soll das orangene Filet auch nachhaltig sein, zumindest wenn es das hellblaue Siegel des Aquaculture Stewardship Council (ASC) trägt. Das Label verspricht Rückverfolgbarkeit „von der Zucht bis auf den Teller“. Die Realität? Meist eine andere.
Wie viel Transparenz steckt wirklich dahinter? foodwatch hat 22 ASC-zertifizierte Lachsprodukte aus deutschen Supermärkten unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Für Verbraucher:innen ist die Rückverfolgbarkeit oft nur Theorie.
Lachs mit Zertifikat – aber ohne Herkunft
Wer beim Einkauf auf Nachhaltigkeit achtet, greift gern zum ASC-Label. Laut Siegelversprechen soll der Weg des Fischs jederzeit nachvollziehbar sein. Aber: Bei mehr als 85 Prozent der überprüften Produkte konnten die Hersteller keine konkrete Zuchtfarm nennen. In 13 Fällen reagierten sie gar nicht auf die Nachfrage von foodwatch, in sechs weiteren Fällen verweigerten sie die Auskunft oder gaben an, diese sei nicht möglich – etwa aus „Datenschutzgründen“.
Transparenz? Nur beim Premiumprodukt
Ein besonders krasser Fall: Der norwegische Konzern MOWI bietet zwei Räucherlachse bei Edeka an. Der „Signature Fjord Räucherlachs“ (5,99 €/100 g) ist mit einem QR-Code versehen, der auf eine konkrete Zuchtfarm verweist. Beim günstigeren „Essential Räucherlachs Norwegen“ (3,99 €/100 g) fehlt der Code. Auch auf Nachfrage nennt MOWI keine Farm. Rückverfolgbarkeit gibt’s also offenbar nur gegen Aufpreis.
ASC ändert bisher auch nach Hinweisen nichts
Das ASC-Siegel wirbt offensiv mit Transparenz, doch die praktische Umsetzung hinkt gewaltig hinterher. Bereits im Dezember 2024 hatte foodwatch in einem umfassenden Report über Tierleid, Krankheiten und Umweltprobleme in der norwegischen Lachszucht berichtet. Daraufhin kündigte die ASC Foundation Verbesserungen an, darunter ein digitales Rückverfolgbarkeitstool. Laut Eigenauskunft befindet sich das Tool in der Testphase. foodwatch beobachtet deshalb weiter.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist unmöglich
Statt echter Transparenz bleibt Verbraucher:innen nur das Vertrauen auf ein Versprechen, das in der Praxis nicht eingelöst wird. Dabei trägt nicht nur das ASC-Siegel Verantwortung, sondern auch die Händler und Hersteller, die Informationen zurückhalten. Wer das Siegel aufdruckt, sollte auch liefern – sonst wird aus Nachhaltigkeit schnell eine Werbelüge, welche die Kundschaft täuscht.
Das Fazit des foodwatch-Checks: Das ASC-Siegel kann sein Transparenzversprechen nicht halten.
Quellen und weiterführende Informationen
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